Autor: Wolf

  • Gelesen: The Persuaders von Anand Giridharadas

    Cory Doctorow adelte The Persuaders als „a fantastic, energizing and exciting book about what it means to really change peoples‘ minds„. Ich fand es vor allem zäh, weil es in diesem angloamerikanischen Sachbuchstil geschrieben wurde und weil es einfach. nicht. aufhörte.

    Lesenswert war vor allem das Kapitel über Anat Shenker-Osorio, das auch in Doctorows Review meine Aufmerksamkeit auf das Buch lenkte. Die Strategin legt – vereinfacht gesagt – Wert darauf, die eigene Gefolgschaft zu mobilisieren, indem man die Gegner mit eigenen Forderungen verstört und so dazu bringt, sie zu wiederholen:

    Rather than hiding behind milquetoast pronouncements, we can use „good riddance“ statements that are meant to turn off our 0 percenters

    Ansonsten ist dieses Changing People’s Minds ein fragwürdiges Geschäft: Gut vorbereitete Canvasser treffen auf Menschen an der Haustür und befolgen erprobte Skripts mit dem Ziel des Überzeugens. Die Naivität, mit der das als regelrecht edle Tätigkeit präsentiert wird, die wunderbare Ergebnisse zeitigt, nervt auf Dauer sehr. Soweit ich weiß, hat die Trump-Kampagne 2024 deutlich weniger Wert auf dieses Ground Game gelegt und dennoch oder gar deswegen gewonnen.

    Teils spannend, teils ob ihrer ausufernden Länge irritierend, sind Kapitel zu Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez. Vor allem wirkt ein politisches System, welches auf solche Once in a Lifetime-Talente wie AOC angewiesen ist, mehr denn je aus der Zeit gefallen.

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  • Kollaps – Gewerkschaften – Neuanfänge

    Die anarchosyndikalistische Gewerkschaftsbewegung könnte, wenn sie sich auf ihre Wurzeln besinnt, dagegen eines der mächtigsten Werkzeuge sein, um den skizzierten Verwerfungen zu begegnen, die Bevölkerung effektiv zu schützen und den Blick auf eine positive Zukunftsvision bei allem Schlamassel nicht aus den Augen zu verlieren.

    Direkte Aktion

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  • Frisch und lecker

    Einfach genial!!!

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  • Derviş Hızarcı – Zwischen Hass und Haltung

    Viel zu selten lese ich solche Bücher, die aus gelebter Erfahrung und Praxis bestehen und nicht lediglich abstrakt philosophieren. Auch mein Respekt vor Lehrpersonen und politischen Bildner:innen (ein tolles Wort auch) ist nochmal mehr gestiegen.

    »Alles Leben ist Begegnung.«

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  • Zweites Gesetz zur Änderung des Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes von CDU und SPD in Hessen

    Die Fraktionen von CDU und SPD (immer auch die SPD, nie vergessen!) möchten, dass bestimmte Patienten nach ihrer Entlassung aus der Psychiatrie Polizeibehörden gemeldet werden sollen.

    Hierzu äußerte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Ralf-Nobert Bartelt mit betörender Offenheit bei dem sozialen Netzwerk „Instagram“: „Es gibt Menschen, die sind schwer psychiatrisch erkrankt, sie sind eine Gefahr für sich selbst und die Gesellschaft.“ Hier müsse der Staat etwas tun. Deshalb sehe der Gesetzentwurf vor, „dass diese Personen den Ordnungsbehörden gemeldet werden müssen„. Darüber berichtet unter anderem die „Hessenschau“.

    Der Gesetzentwurf Zweites Gesetz zur Änderung des Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes kann hier als PDF heruntergeladen werden. Er wurde gemäß Beratungsverlauf des Landtags am 26. Juni 2025 in das Plenum eingebracht (erste Lesung) und irritierenderweise schon am 25. Juni vom Gesundheits- und Familienpolitischen Ausschuss (GFA) beraten.

    Weder ein Plenarprotokoll (21/44) noch ein Ausschussprotokoll liegen derzeit vor. Der Ausschuss wird offenbar eine öffentliche mündliche Anhörung durchführen. Das Datum kann ich den spärlichen Informationen ebenfalls nicht entnehmen.

    Der Gesetzentwurf ist ein schlanker Fünfseiter, der dem Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz zwei Absätze hinzufügt. Erstens soll § 1, der den Anwendungsbereich des Gesetzes regelt, um einen Satz ergänzt werden, wonach eine psychische Störung im Sinne dieses Gesetzes auch „eine mit dem Verlust der Selbstkontrolle einhergehende Abhängigkeit von Suchtstoffen“ sei.

    Die Äußerungen des gesundheitspolitischen Sprechers der Christdemokraten im Landtag beziehen sich auf die zweite Ergänzung. Ihr zufolge soll dem § 28 des Gesetzes ein neuer Absatz angefügt werden:

    Erfolgte die Unterbringung aufgrund einer Fremdgefährdung und besteht zum Zeitpunkt der Entlassung aus medizinischer Sicht die Sorge, dass von der untergebrachten Person ohne ärztliche Weiterbehandlung eine Fremdgefährdung ausgehen könnte, sind zusätzlich zur Mitteilung nach Abs. 3 Satz 1 die für den Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthaltsort zuständige örtliche Ordnungsbehörde und Polizeibehörde von der bevorstehenden Entlassung unverzüglich zu unterrichten. Mit der Entlassungsmeldung sind die notwendigen Informationen für eine Gefährdungseinschätzung zu übermitteln; dies gilt auch für die Entlassungsmeldung an den örtlich zuständigen Sozialpsychiatrischen Dienst nach Abs. 3 Satz 1.

    Die genannte Mitteilung nach Abs. 3 Satz 1 hat bei dem für den Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthaltsort der untergebrachten Person örtlich zuständigen Sozialpsychiatrischen Dienst zu erfolgen. Neu ist also die Information der zuständigen Ordnungs- und Polizeibehörde.

    Irritierend finde ich den Begründungsteil des Gesetzentwurfs zu diesem Punkt, denn er begründet wenig, sondern formuliert viel zusätzlichen Regelungsbedarf. So wird behauptet, dass „hierdurch ein hinreichender Informationsaustausch zwischen den einzelnen Behörden zur effektiven Gefahrenabwehr gewährleistet“ werde.

    Zugleich sei aber „für einen zielgerichteten Einsatz behördlicher Ressourcen [..] hierbei zum Zwecke der akuten Gefahrenabwehr eine enge und kooperative Zusammenarbeit zwischen den Sozialpsychiatrischen Diensten, örtlichen Ordnungsbehörden und Polizeibehörden sicherzustellen„.

    Auch wird betont, diese Mitteilungen an Ordnungs- und Polizeibehörden „nicht generell, sondern nur in begründeten Einzelfällen erfolgen müssen„. Entscheidend sei, ob aufgrund einer fundierten ärztlichen Einschätzung „zu befürchten sei, dass ohne eine ärztliche Weiterbehandlung eine begründete Fremdgefährdung bestehen könnte„.

    Abgesehen von der infamen Gleichsetzung psychischer Erkrankung mit Gefährlichkeit wirft das jede Menge Fragen bezüglich der Bedeutung von Begriffen wie hinreichend, zielgerichtet, eng, kooperativ, generell oder auch begründet auf. Ich bin gespannt auf die Anhörung, die sich hoffentlich anschauen oder nachlesen lässt.

    Nachtrag: Gerade lese ich das ausgezeichnete Buch Zwischen Hass und Haltung von Derviş Hızarcı. Darin gibt es die folgende Passage:

    In Hamburg wurde im Frühjahr 2024 ein Verbot von Ganzkörperverschleierung für Schülerinnen erlassen. Das betrifft im gesamten Stadtstaat rund zehn Personen. Dass man sich eher die Mühe macht, ein Gesetz für zehn Menschen zu erlassen, anstatt zehn Gespräche zu führen, zeigt die Schieflage in diesen Debatten.

    Nun weiß ich nicht, wie groß der Personenkreis derjenigen ist, um den es bei dem Gesetzentwurf von CDU und (niemals vergessen) SPD geht, aber das ist eigentlich auch egal. Wenn es Menschen gibt, die einer Weiterbehandlung bedürfen, dann besteht die Pflicht, ihnen eine Weiterbehandlung anzubieten. Wenn es zehn sind, dann behandelt man, spricht man mit, kümmert sich um zehn Menschen. Sind es einhundert, dann kümmert man sich um einhundert Menschen. Alles andere ist inakzeptabel, mindestens aber eine Schieflage.

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  • Sapere aude!

    Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen.

    Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?

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  • ActivityPub for WordPress

    Wusste ich gar nicht, dass das Activitypub-Plugin auch solche Elemente anbietet:

    Wolf Witte
    Wolf Witte
    @wolfwitte@wolfwitte.de

    Mein ältestes Blog reaktiviert und föderationstauglich gemacht.

    1.136 Beiträge
    6 Folgende

    While most of what ActivityPub does happens quietly behind the scenes, this update puts a little more shine on the parts your visitors can see. The blocks are lighter, more flexible, and a bit more fun to work with.

    Nice.

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  • die kur

    „If Morrissey says not to eat meat, then I’ll eat meat…that’s how much I hate Morrissey“

    Robert Smith

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  • Es geht los

    Denn:

    So no one told me—I’d somehow missed this!—that In Search of Lost Time was a masterpiece of modernist literature. (I didn’t know what modernist literature was, either.)

    no one told me about proust

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  • J.G. Ballard – Millenium People

    Eine sterbenslangweilige Gesellschaftssatire entlang des typisch britischen Klassenverständnisses und voller Infodump-Dialoge. Forgettable. Vernachlässigbar. Egal.