Kategorie: Bücher

  • Es geht los

    Denn:

    So no one told me—I’d somehow missed this!—that In Search of Lost Time was a masterpiece of modernist literature. (I didn’t know what modernist literature was, either.)

    no one told me about proust

    Fediverse-Reaktionen
  • J.G. Ballard – Millenium People

    Eine sterbenslangweilige Gesellschaftssatire entlang des typisch britischen Klassenverständnisses und voller Infodump-Dialoge. Forgettable. Vernachlässigbar. Egal.

  • Judith Hermann – Lettipark

    Nach dem Roman Daheim wieder ein Kurzgeschichtenband von Judith Hermann; dieser mit Geschichten, die oft kürzer kaum sein könnten. Kleinode. Bei Goodreads verglich jemand den Band mit einem Fotoalbum, das finde ich recht treffend. Auch wenn ich Sommerhaus, später und Nichts als Gespenster als besser in Erinnerung habe, war das eine schöne Lektüre.

    Beeindruckend übrigens, wie vielsprachig die Rezensionen bei Goodreads sind. Hermann wird offenbar weit über Deutschland hinaus gelesen.

    Fediverse-Reaktionen
  • Sally Rooney – Normal People

    Eine alltäglichere Geschichte als Conversations With Friends, aber auch die bessere? Ernster, trauriger ist Normal People allemal. Die Geschichte streift Fragen der Klassengesellschaft, der psychologischen Traumata, des Erwachsenwerdens, aber das ist vielleicht gerade dee Nachteil: die Themen werden gestreift. Vielleicht werden sie auch, positiv gewendet, so hintergründig thematisiert, dass sie sich beim erneuten Lesen besser entfalten, das will ich nicht ausschließen. So bleibt erneut der Eindruck einer außerordentlich talentierten Schriftstellerin, von der ich gerne noch viel mehr lesen möchte und werde.

    Fediverse-Reaktionen
  • Judith Hermann – Daheim

    Schon lange wollte ich mehr, alles von Judith Hermann lesen. Daheim ist ein Roman der für ihre Kurzgeschichten bekannten und von mir geschätzten Autorin, vom Umfang her angemessen schmal und auf höchstem Niveau.

    Was hier Heimat und was Daheim ist, erschließt sich nur näherungsweise. Hermann schreibt brillant klare Bilder in verführerisch zugänglicher Sprache mit Bedeutungen, die sich ebenso leicht entziehen wie sie sich anbieten. Meisterhaft.

    Fediverse-Reaktionen
  • Gerne gelesen: Nils Westerboer – Lyneham

    Gerne gelesen: Nils Westerboer – Lyneham

    Nils Westerboer wurde bereits für Athos 2643 mit dem deutschen Science-Fiction-Preis geehrt und sein jüngstes Werk gefällt mir sogar noch besser.

    Es ist Science Fiction, die den großen, epischen Wurf nicht scheut, und zugleich das Kunststück vollbringt, eine Kleinfamilie in den Mittelpunkt ihrer Geschichte zu setzen und sie zu großen Teilen aus kindlicher Perspektive zu erzählen, ohne dabei zu nerven, sondern stets mitzureißen.

    Westerboers Stil ist auf eigentümliche Weise deutsch, was wahrscheinlich nur heißt, dass der Text erkennbar nicht übersetzt wurde, sondern den unverkennbaren Stil des Autors unverfälscht scheinen lässt. Zum Stil zählen auch die wunderbaren Namen; von Orte, Lebewesen, die oft in einem seltsamen Scifi-Italienisch gehalten sind. Sehr schön fand ich das.

    Zu guter Letzt strotzt die Geschichte nur so vor guten und spannenden Ideen aus den Bereichen Wissenschaft, Gesellschaft, Philosophie und Politik. Science Fiction im besten Sinne also.

    Wie ich sehe, hat inzwischen auch der große Dietmar Dath Lyneham hymnisch besprochen:

    Ein Meilenstein hiesiger Science-Fiction: In dem Roman „Lyneham“ schickt Nils Westerboer die auf und an der Erde gescheiterte Menschheit ins kosmische Exil.

    Nils Westerboer zu kennen, verdanke ich dem Podcast Sprawl Radio; in einer der jüngeren Folgen sprechen die beiden Hosts mit Westerboer über Lyneham.

    Fediverse-Reaktionen
  • Ursula K. Le Guin: Am Anfang war der Beutel

    Bücher: Am Anfang war der Beutel by Ursula K. Le Guin 📚

    Essays, Reden und ein Gedicht – ausgewählt, übersetzt und eingeleitet von Matthias Fersterer – bilden diesen mit mit knapp einhundert Seiten bedauerlich kurzen Band. Neben dem Vorwort (Warum es lohnen ist, Ursula K. Le Guins Werk zu lesen) umfasst das Büchlein sieben Texte, von denen Ein nicht-euklidischer Blick auf Kalifornien als kalten Ort in spe im Zentrum steht.

    Le Guin war Anarchistin und Taoistin (ihre Übersetzung des Tao Te Ching lese ich gerade) und überaus bewandert in der Anthropologie. In ihrer eigenen Fantastik handelte sie stets bevorzugt gesellschaftliche Themen ab. Passend dazu dieses Zitat aus Ein Kampf ohne Ende:

    So als ob sie ihre eigene Wirkmacht fürchteten, sind jedoch große Teile der Science-Fiction- und Fantasy-Literatur nicht von sozialem Erfindungsreichtum geprägt, sondern bleiben kleinmütig und reaktionär – Fantasy klammert am Feudalismus, Science Fiction an militärischen und imperialen Hierarchien.

    Notiz an mich: Noch mehr Le Guin lesen.

  • Judith Hermann – Wir hätten uns alles gesagt

    Judith Hermann, von der ich erst letztes Jahr ihre Kurzgeschichtenbände Sommerhaus, später und Nichts als Gespenster las, hielt 2022 die Frankfurter Poetikvorlesungen unter dem Titel Wir hätten uns alles gesagt. Vom Schweigen und Verschweigen im Schreiben. Daraus ist dieses Buch entstanden, welches mich – viel zu spät natürlich – darin bestärkt, nun wirklich alles von Judith Hermann zu lesen.

    Ich weiß nicht genau, was diese Poetikvorlesungen sind und in welchem Verhältnis das Buch zu ihnen steht. Hermann erzählt mit der ihr eigenen Stimme Geschichten persönlicherer Art, gibt gelegentlich kleine Einblicke in ihre Art des Schreibens und alles daran ist großartig.

    Schreiben heißt Zeigen und es heißt Verbergen.

  • Harry Sword – Monolithic Undertow

    Ich habe zugegebenermaßen etwas anderes erwartet, wurde aber nicht enttäuscht. Verspricht einer der Blurbs An inspired and intuitive navigation of the drone continuum, so geht es dabe gerade nicht um ein Genre – Ambient oder eben Drone – sondern eher einen Modus des Musikmachens, der sich, wie Sword zeigt, mehr oder weniger deutlich durch die Menschheitsgeschichte zieht.

    Drone, das nicht enden wollende Dröhnen, Brummen, Rauschen oder Singen, begann vor Jahrtausenden in Höhlen und Bauwerken mit entsprechenden architektonischen Eigenschaften, wurde von der Avantgade im zwanzigsten Jahrhundert begeistert aufgegriffen, und durch Gitarrenfeedback, John Cales Viola, Synthesizer, Krautrock, No Wave, Sonic Youth, Techno, die Bass-Gottesdienste von Sunn O))) und viele weitere Künstlerinnen und Künstler immer und immer wieder aufs Neue in Schwingung gehalten.

    Insofern ist Monolithic Undertow das bedeutend interessantere Buch als das von mir erwartete, weil es Genregrenzen vollkommen frei überschreitet. Die diversen Kapitel unterscheiden sich jedoch deutlich in ihrer Interessanz. Immer dann, wenn es Sword gelingt, Musik und Künstler vor dem Hintergrund bestimmter sozialer Umstände an bestimmten Orten zu zeichnen (oft New York und England), könnten seine Schilderungen kaum spannender sein.

    Geht es hingegen um die Genese von Doom Metal irgendwann in den achtziger und neunziger Jahren oder um Krautrock im Nachkriegsdeutschland, mutet das Buch wie eine Aufzählung von Bands und deren Veröffentlichungen an. Keine Frage: Ich schätze Sonic Youth und respektiere Melvins und Swans ebenso wie Can und Neu!, musste mich davon jedoch nicht ein weiteres Mal überzeugen.

    Aber das sind Petitessen. Vor allem ist Monolithic Undertow ein herausragendes Manifest der künstlerischen Freiheit voller liebenswerter Menschen und hochinteressanter Künstlerinnen und Künstler, die sehr oft und in zahlreichen Genres atemberaubend gute Musik mach(t)en.