Kategorie: Bücher

  • Gelesen: Stefan Zweig – Magellan

    Gelesen: Stefan Zweig – Magellan

    „Der Mann und die Tat“ lautet der Untertitel dieses Biographieromans und ähnlich pathetisch schildert Stefan Zweig den Seefahrer. Unzählige Male wird dem Leser von dessen Entschlossenheit und Nüchternheit vorgeschwärmt. Die Schilderung der Weltumseglung wird – sicher weit über die Quellenlage hinaus – mit zahllosen Details ausgeschmückt. Aber die Geschichte ist eben auch schon für sich genommen schon außerordentlich spannend. Und wenn es um die Entbehrungen der Seefahrer, den Hunger, die Konflikte zwischen Spaniern und Portugiesen an Bord, das wochenlange Überwintern in irgendeiner südamerikanischen Bucht, die Ungewissheit geht, zahlt sich Zweigs Stil tatsächlich aus.

  • Gelesen: Wolf Haas – Das Wetter vor 15 Jahren

    Gelesen: Wolf Haas – Das Wetter vor 15 Jahren

    Die eigentliche Geschichte hat auf mich keinerlei Reiz ausgeübt. Es geht um das Wetter, Österreich, das Ruhrgebiet, „Wetten, dass…“ und eine Jugendliebe. Was das Buch ausmacht, ist die Form, in der sie erzählt wird. Dazu wäre aber wohl jedes Wort zuviel verraten. Das Buch war eben dieser Form wegen interessant. Mehr aber nicht.

  • verlinkt: Welcome to the Culture Reread

    Bei tor.com gibt es bald betreutes Lesen der Culture-Bücher von Iain M. Banks:

    Over the next several months (well in to 2019 and possibly beyond, if I’m honest, given a biweekly publishing schedule and novels that get increasingly doorstop-like as we progress), I’ll be making my way through the Culture novels, in order of publication.

    Das hat schon mit dem Dune-Reread Spaß gemacht; der könnte allerdings langsam mal weitergehen.

    Interessant auch Banks‘ Motivation, die Culture-Bücher zu schreiben:

    “Partly it was in reaction to a lot of the SF I was reading at the time. The British stuff mostly seemed a bit miserablist and the US’s too right wing. I wanted SF that combined what I regarded as the best of both: the thoughtfulness and sense of proportion of the UK’s and the energy and optimism of the US brand.”

  • Mal lesen: Vernor Vinge – A Fire Upon the Deep

    it takes all the tropes of space opera, but grounds them in interesting speculations about physics. It is a war story, but told from the viewpoint of refugees fleeing that conflict. It is a heroic quest, but set in a far future society that travels between stars. It pushes all the emotional buttons, and keeps you on the edge of your seat right up to the last page.

    Quelle

  • Gelesen: Ursula Le Guin – The Dispossessed

    Gelesen: Ursula Le Guin – The Dispossessed

    Wenn The Left Hand Of Darkness das feministische Werk Ursula Le Guins ist, dann ist The Dispossessed ihr anarchistisches.

    Vor etwa 200 Jahren verfasste eine Frau namens Odo auf dem Planeten Urras eine anarchistische Revolutionsschrift. Ihre Anhänger verließen Urras Heimatwelt und siedelten zu dem kargen Zwillingsplaneten Anarres über (beide Welten betrachten sich wechselseitig als ‚Mond‘).

    In der Jetztzeit der Geschichte, also 200 Jahre nach Odo, leben die Odonier in konsequenter Selbstverwaltung ohne Regierung, also in einer Art real-anarchistischer Utopie. Sie ringen ihrer unwirtlichen Heimatwelt mit viel Mühe ab, was sie zum leben brauchen und pflegen ihre Vorurteile über die propertarians (von property = Besitz) auf Urras.

    Shevek ist ein Physiker, der sich mit der Natur der Zeit beschäftigt. Durch ihn und die Schilderung seines Lebenswegs lernen wir die odonische Gesellschaft sehr genau kennen; von der Organisation der Arbeit, über Familie und Sexualität, bis hin zu ihren (in Teilen eigentlich ziemlich rigiden) Moralvorstellungen.

    Als ersten Odonier seit dem Exodus reist Shevek nach Urras. Wir sehen durch seine Augen eine Gesellschaft, die zweifellos absichtlich sehr genau an unsere, die westeuropäisch-amerikanische, angelehnt ist.

    Dieses Kontrastieren zweier Gesellschaftsordnungen macht den Kern und auch den Reiz des Buches aus. Das bildet sich auch in seinem Aufbau ab, der stets ein Kapitel aus Sheveks Vergangenheit auf Anarres mit seiner Gegenwart auf Urras folgen lässt. Le Guins Sympathie mit dem Anarchismus ist unverkennbar, auch wenn sie seine Schwächen und Gefahren deutlich werden lässt – besonders wenn es um die Macht geht, die Bürokratien unweigerlich anhäufen.

  • Endlich! Die besten Science-Fiction-Romane des vergangenen Jahres der Rundschau sind da. Und bis auf „Central Station“ von Lavie Tidhar kenne ich davon noch nichts.

  • Gerade beim Binge Reader den Women in SciFi-Feed abonniert (wo nämlich die Kaltmamsell Le Guins Left Hand of Darkness bespricht)

  • Gelesen: Ursula K. Le Guin – The Left Hand Of Darkness

    Gelesen: Ursula K. Le Guin – The Left Hand Of Darkness

    „Light is the left hand of darkness

    darkness the right hand of light“

    Die Science Fiction von Ursula le Guin gehört zu dem „literarischsten“, was ich aus dem Genre kenne. Wohl bemerkt nicht in der artifiziell gedrechselten Form, in der absichtlich alles unverständlich verfasst wird und man sich mit jedem Satz verschämt vom Genre zu distanzieren versucht. The Left Hand of Darkness erzählt eine einfache, jedoch keine triviale Geschichte, die in weiten Teilen ohne SciFi-Elemente auskommt. Dennoch ist sie nur in diesem Genre denkbar.

    In trivialerer SciFi würde The Left Hand of Darkness auf einem „Eisplaneten“ spielen. Le Guin macht aus Gethen – so heißt diese Welt – hingegen eine vielgestaltige, lebendige Welt, in der jeder Gletscher und Vulkan, jede vereiste Bucht und jede Art von Schneefall Bedeutung erlangt. Die Reise durch diese Einöde mit Schlitten, Schneeschuhen und Ski ist der packendste Teil dieses Buches.

    Auch mag ich das besondere Verständnis, das Le Guin für politische Zusammenhänge zeigt. Frei vom heute verbreiteten Zynismus oder Idealismus, aber wo es die Geschichte erfordert auch bedrückend brutal.

    Dreh- und Angelpunkt des Romans ist aber die ungewöhnliche Form der sexuellen Reproduktion der Gethenianer. Nicht nur, weil sich seine Rezeption  bis heute darauf bezieht. Auch das ergänzte Vorwort der Autorin – verfasst über 25 Jahre nach Erscheinen der Originalausgabe – nimmt darauf Bezug. Wenn Left Hand of Darkness das feministische Buch von Le Guin ist, dann ist The Dispossessed ihr anarchistisches. Das lese ich als nächstes – ebenfalls ein zweites Mal.

  • Gelesen: Cixin Liu – Spiegel

    Gelesen: Cixin Liu – Spiegel

    Das ging unerwartet schnell: Das 190seitige Taschenbuch umfasst nämlich neben der nur knapp 100seitigen Geschichte noch einen umständlichen Anhang, der wohl die kosmologischen/philosophischen Aspekte der Novelle beleuchten soll. Den habe ich aber nur überflogen.

    Cixin Liu macht ja seit einiger Zeit mit seiner chinesischen Science Fiction sowas wie Furore. Mich hatte Die drei Sonnen nicht besonders begeistert. Spiegel profitiert von seiner Kürze – ohnehin sind Kurzgeschichten oder eben Novellen fast schon mein Lieblingsformat in der Science Fiction.

    Die Grundidee ist überaus fantastisch (sie hier zu skizzieren, käme schon einem Spoiler gleich) und die kammerspielartige Erzählung – im Grunde ein einziger langer Infodump – macht Spaß. Nur fand ich die Idee als solche nicht besonders gut zuende gedacht. Alles im dystopischen Niedergang enden zu lassen ist fast schon bequem, nicht zwingend und wenig interessant.

  • Bücher 2017

    2017 las ich auch Bücher. Einige waren sehr gut. Zum Beispiel:

    Klemperer, Victor – Ich will Zeugnis ablegen bis zum Letzten: Tagebücher 1933-1945: Eigentlich sehe ich mich zu keinem Kommentar in der Lage und Parolen wie „Lesebefehl“ wären hier unangemessener denn je, aber ich möchte dennoch anregen, diese Bücher zu lesen. Ja.

    Mann, Thomas – Buddenbrooks: Verfall einer Familie: Auch endlich mal gelesen. Ich empfand das Buch vor allem als wohltuenden Kontrast zum modernen Storytelling (oder schlimmer noch: Narrativ) der vielen TV-Serien, die mich zu der Zeit verdrossen.

    Kahneman, Daniel – Thinking, Fast and Slow: Eine Dekonstruktion vernünftigen Entscheidens. Anlass und Ausgangspunkt zur Lektüre dieses Buches wie auch vieler Texte in den letzten zwei Jahren war und ist der Artikel How politics makes us stupid.

    Atwood, Margaret – The Handmaid’s Tale: Klar, stringent, gut und brutal. Die TV-Serie kenne ich nicht und habe nach der Lektüre kein Bedürfnis, sie zu schauen. Das Buch genügt in erschöpfender Weise.

    Tiptree Jr., James – Her Smoke Rose Up Forever: Zum zweiten Mal las ich diese Science Fiction-Kurzgeschichtensammlung von Alice Sheldon, die unter männlichem Pseudonym schrieb. Hieraus ließe sich ein ganzes Jahrzehnt herausragender SF-Filme schaffen. So gut.

    Leckie, Ann – Provenance: Ann Leckie hat nach Vollendung ihrer famosen Imperial Radch-Trilogie mit Provenance direkt eine in sich geschlossene SciFi-Geschichte nachgelegt, die im gleichen Universum, jedoch außerhalb der politischen Entität des Radch spielt. Wo die Trilogie schon herausragend war, weil Leckie Spannung ausgezeichnet durch Dialoge erzeugen kann, ist Provenance darüber hinaus noch furios und nicht selten witzig.

    Duncan, Mike – The Storm Before the Storm: The Beginning of the End of the Roman Republic: Spannend und lehrreich. Und sehr modern, ohne bemühte Bezüge zum heute (außer im Prolog).

    2017 komplett:

      • Klemperer, Victor – Ich will Zeugnis ablegen bis zum Letzten: Tagebücher 1933-1945
      • Winter, Ariel S. – Barren Cove: A Novel
      • Dückers, Tanja – Mein altes West-Berlin: Berliner Orte
      • Danielewski, Mark Z. – House of Leaves
      • Strittmatter, Erwin – Der Laden. Zweiter Teil
      • Mann, Thomas – Buddenbrooks: Verfall einer Familie
      • Zweig, Stefan – Montaigne
      • Kracauer, Siegfried – Die Angestellten
      • Schulberg, Budd – What Makes Sammy Run?
      • Proulx, Annie – Schiffsmeldungen
      • Kahneman, Daniel – Thinking, Fast and Slow
      • Boom, Dirk van den – Prinzipat (Die Welten der Skiir #1)
      • Ariely, Dan – Predictably Irrational: The Hidden Forces That Shape Our Decisions
      • VanderMeer, Jeff – Borne
      • Japp, Klaus Peter – Risiko
      • Leckie, Ann – Ancillary Mercy (Imperial Radch #3)
      • Luhmann, Niklas – Die Wirtschaft der Gesellschaft
      • Baxter, Stephen – Vacuum Diagrams (Xeelee Sequence, #5)
      • Boom, Dirk van den – Protektorat (Die Welten der Skiir #2)
      • Byrne, David – How Music Works
      • Atwood, Margaret – The Handmaid’s Tale
      • Percy, Walker – The Moviegoer
      • Luhmann, Niklas – Macht
      • Bjerg, Bov – Auerhaus
      • Nassehi, Armin – Die letzte Stunde der Wahrheit: Warum rechts und links keine Alternativen mehr sind und Gesellschaft ganz anders beschrieben werden muss
      • Kennedy, A.L. – Paradise
      • Agamben, Giorgio – Homo Sacer: Sovereign Power and Bare Life
      • Tocqueville, Alexis de – Über die Demokratie in Amerika
      • Bierce, Ambrose – Civil War Stories
      • Benjamin, Walter – Einbahnstrasse
      • Fante, John – Ask the Dust (The Saga of Arthur Bandini, #3)
      • Tiptree Jr., James – Her Smoke Rose Up Forever
      • Boom, Dirk van den – Die Welten der Skiir 3: Patronat
      • Achen, Christopher H. – Democracy for Realists: Why Elections Do Not Produce Responsive Government
      • Nasher, Jack – Die Staatstheorie Karl Poppers
      • Leckie, Ann – Provenance
      • Butler, Octavia E. – Parable of the Sower (Earthseed, #1)
      • Harari, Yuval Noah – Sapiens: A Brief History of Humankind
      • Duncan, Mike – The Storm Before the Storm: The Beginning of the End of the Roman Republic
      • Diamond, Jared – Arm Und Reich