Autor: Wolf

  • Links am Sonntag – 27. April

    Fast einen Monat keine Links mehr, da hat sich einiges angesammelt. Müsste ich mich auf einen Text beschränken, dann wäre das dieser hier, der immense Konsequenzen für  Politik, Medien und die Gesellschaft im Allgemeinen haben sollte:

    How politics makes us stupid – Vox: „But the More Information Hypothesis isn’t just wrong. It’s backwards. Cutting-edge research shows that the more information partisans get, the deeper their disagreements become.“

    Für alle, die aus dem Urlaub kommen (auch mich), könnte dieser Rat beherzigt werden:  „An dieser Stelle darf daher trotzdem der Aufruf nicht fehlen, Bilder unter freier Lizenz dort hochzuladen – denn die Commons sind mittlerweile die wohl beste Quelle gemeinfreier und unter freier Lizenz stehender Bilder und damit mindestens so wichtig wie die Wikipedia. Und ich weiß, dass ihr ständig Urlaub macht und dort auch mit hochauflösenden Digitalkameras Bilder macht. Teilt diese mit der Welt!“

    Und wenn ich mal Zeit habe (irre Lache), probiere ich das hier alles aus: „Es gibt bereits einen ordentlichen Baukasten an Instrumenten. Dazu zählt für mein Team: ScraperWiki, GitHub, R, Datawrapper, Tableau, Mapbox, OpenStreetMap, Datawrapper, OCR-Software u.a. Gerade haben wir eine Geschichte mit mehr als 10 Kollegen aus Europa veröffentlicht. Dafür haben meine Kollegin Alice und ich erstmals mit Detective.io gearbeitet.“

    Overwork And Its Costs: The U.S. in International Perspective:
    „In sum, we need to pay far more attention to the organization and distribution of work, not to mention its remuneration and purpose, than we currently do.“

    Pitbulls der Demokratie: „Leute, die manisch auf News-Websites gehen, sind grösstenteils sicher keine glücklichen Leute, erfüllt in Privat- und Berufsleben: Es sind Verlierer. (Ich gehöre dazu, an meinen Verlierertagen.) Und die empörten Kommentarschreiber sind zu weiten Teilen Menschen, die sich ewig für übervorteilt halten. Das ist kein Club, zu dem irgendjemand von Gelassenheit oder Verstand dazugehören will.“

    ZDF-Urteil: Staatsfern, aber nicht staatsfrei: „Wie stellt sich der Senat das genau vor? Wie will er insbesondere verhindern, dass die Politik über die berüchtigten “Freundeskreise” weiter informell die Gremienarbeit steuert? Das überlässt er kühl dem Gesetzgeber.“

    Allmende: Wir müssen nur wollen | Carta: „Helfrich zieht daraus den Schluss, dass dem allgegenwärtigen Markt möglichst viele Güter wieder entzogen werden müssen, um stattdessen frei und selbstbestimmt verwaltet zu werden.“

    Die Anthropodizee-Frage. Wer den Himmel leerräumt, schafft die Menschheit ab › Natur des Glaubens › SciLogs – Wissenschaftsblogs:  „Religionen – und nur Religionen! – vermögen Menschen in ausreichender Zahl zu dem Verzicht zu bewegen, den Familien mit mehr als zwei Kindern bedeuten. Wir kennen heute Dutzende religiöse Traditionen wie die orthodoxen Juden, Amish, Hutterer, Mormonen usw., die über Generationen hinweg kinderreich geblieben sind; aber keine einzige nichtreligiöse Population, Gruppe oder Gemeinschaft, die auch nur ein Jahrhundert lang die Bestandserhaltungsgrenze von wenigstens zwei Kindern pro Frau hätte halten können. Religiöse Traditionen können demografisch scheitern (z.B. auch durch allzu starren Familien-Traditionalismus); aber nichtreligiöse Populationen scheiterten bislang demografisch immer.“

    Die weltweite Informationstechnologie ist zunehmend kaputt. Wir bewegen uns gerade auf ein digitales Peak Oil zu. » Blog von Peter Piksa: „Um es auf den Punkt zu bringen: Die Sache wächst uns zusehends über den Kopf. Wir nähern uns langsam aber stetig einem Punkt, an dem die Wahrscheinlichkeit, daß kommenden Monat das nächste wirklich wichtige Ding kaputt geht, größer ist als die Wahrscheinlichkeit, daß wir unsere Totalschäden aus den Vormonaten reparieren können. Wir verlieren die Kontrolle.“

    Diverse Countries Do Better with Female Heads of State: „Countries with a lot of ethnic diversity generally show weaker economic growth than homogeneous countries. A new study, however, discovered a variable that strongly reverses the trend: women leaders.“

  • Links am Sonntag 30. März

    Enter The Blockchain: How Bitcoin Can Turn The Cloud Inside Out: „Suppose you replaced the Internet’s centralized Domain Name System with a blockchain for Internet names (like Namecoin) such that every DNS request included some proof-of-work effort. Or you used any blockchain (including Bitcoin’s) as anotary service. Or you built a new blockchain for crowdfunding. Or you replaced a centralized system which absolutely does need to be scrapped — that horrific barrel of worms known as TLS/SSL Certificate Authorities — with a blockchain-based solution powered at the browser level.“

    Via wirres.net

    Our Comrade The Electron : Webstock Conference Talk: „So let’s take people’s data, throw it on a server, link it to their Facebook profiles, keep it forever, and if we can’t raise another round of venture funding we’ll just slap Google ads on the thing.

    „High five, Chad!“

    „High five, bro!“

    That is the design process that went into building the Internet of 2014.“

    Auch via wirres.net

    Was das Scheitern der Piraten lehrt | Aus Liebe zur Freiheit: „Aber wie haben es die Parteien eigentlich früher gemacht, vor einigen Jahrzehnten, als sie allesamt noch männerdominiert waren? Ich glaube, damals hatten sie noch ein Korrektiv, und das hieß „patriarchale Autorität“. Macht allein kann keine politischen Prozesse moderieren, es braucht noch etwas anderes, und das waren früher „die großen Männer“, die Adenauers, Wehners, Brandts, Kohls, Fischers. Sie alle hatten nämlich nicht einfach nur Macht, sie hatten auch Autorität, auf sie hörten viele, und sie hatten es deshalb oft gar nicht nötig, auf ihre Macht zu pochen.“

    Intolerante Gutmenschen und die Alkis vom Helmi | wortwurm:  „Wenn ich am Helmi vorbei gehe, freue ich mich immer beim Anblick der vermeintlich Störenden. Sie bewahren einen letzten Rest von Durchmischung und zeigen der hier ansässigen Mehrheit konsequent den Mittelfinger. Diese aufrechte Haltung im Strudel allgemeiner Verdrängung nötigt Respekt ab.“

    Größe ǀ Erster Sozi in Silicon Valley — der Freitag: „Erst viel später wurde mir klar: Er hatte politisch resigniert. Der Frühmerker Glotz hatte erfahren, dass „die Beweglichkeit des Tankers“ eben doch nicht so groß war wie erhofft. Nach dem Machtverlust von 1983 flüchtete nicht nur der Fortschrittsgeist aus der SPD, auch die Bürgerrechte spielten kaum noch eine Rolle, die Öffnung zu den neuen Mittelschichten, zu den Eliten, zum vereinten Vielvölker-Europa misslang, am Ende blieb eine verschwommene soziale Gerechtigkeit als einziger Programmpunkt übrig.“

    ZDF-Urteil: Staatsfern, aber nicht staatsfrei: „Wie stellt sich der Senat das genau vor? Wie will er insbesondere verhindern, dass die Politik über die berüchtigten “Freundeskreise” weiter informell die Gremienarbeit steuert? Das überlässt er kühl dem Gesetzgeber.“

    Allmende: Wir müssen nur wollen | Carta:  „Helfrich zieht daraus den Schluss, dass dem allgegenwärtigen Markt möglichst viele Güter wieder entzogen werden müssen, um stattdessen frei und selbstbestimmt verwaltet zu werden.“

  • Kein Kontrollfreak

    Das Funktionieren der Dinge impliziert Machtlosigkeit, weil man von den Dingen und ihrem Funktionieren mindestens so lange beherrscht wird, wie man die Dinge und ihr Funktionieren nicht versteht.

    Erst, wenn die die Dinge nicht funktionieren, und man gezwungen ist, das Ziel ihrer Funktion mit anderen, eigenen Mitteln zu erreichen, hat man sich selbst ermächtigt und die Funktion der Dinge durch eigenes Zutun (oder: eigene Dinge) ersetzt.

    Darum bin ich »Improvisationsfreak«.

  • Musik gekauft: Girl with the Gun – Ages

  • Links am Sonntag – 9.3.14

    Das hermetische Café: Den Wald vor lauter Wäldern nicht sehen„Man bedeutet mir ab und zu von mir gegenüber nachsichtig eingestellter Seite, nicht immer so grummelig zu sein.“

    Ein Einstiegssatz zum Niederknien.

    Im Hamsterrad – Online-Aktivismus brennt aus und bewegt wenig – Deus ex Machina„Zudem stellt sich die Frage, inwieweit Menschen die Selbstbezeichnung des Aktivisten wählen, und inwieweit Fremdzuschreibungen als Aktivist auch Delegitimierung bedeuten, damit Personen abgegrenzt werden können von anderen politischen Akteuren, Autoren, Experten und Wissenschaftlern. Ist eine Soziologin, die sich über Twitter in gesellschaftliche Debatten einmischt, schon eine Aktivistin? Wertet sie ihr politischer Einsatz auf, oder diskreditiert ihr Engagement ihre wissenschaftliche Expertinnenstellung?“

    Darüber wollte ich was schreiben, habe es aber nicht zusammengekriegt. Irgendwas über die Passivität einer Gesellschaft, die für politisches Engagement AktivistInnen kreiert.

    The Tragedy of Venezuela – Moisés Naím – The Atlantic“Even in tragedy, Latin America can’t compete,” a cynical friend told me. He was referring to the fact that the region’s poverty is not as grim as Africa’s, armed conflicts not as threatening as Asia’s, and terrorists not as suicidal as the Middle East’s.

    Die Stunde der Polit-Gaukler„Wer wie Sigmar Gabriel den Rechtsbruch Friedrichs als “höchst anständig und politisch vertretbar”verteidigt, ist allerdings nicht einen Deut besser.“

    Komplexität durch Verfahren: Niklas Luhmanns Aktualität in der Finanzkrise„Um zu verstehen, wie das möglich ist, muss man Luhmanns Büchlein gegen den Strich lesen, und dazu bietet sich seine Unterscheidung von Verfahren und Ritual an.“

    Ich ziehe meinen Hut vor jeder, die es schafft, ein Buch von Luhmann gegen den strich zu lesen

    Samstagslektüre„Wenn auch in Extremform zeigt die Geschichte, woraus das Arbeiten mit Computern heutzutage besteht: Work-arounds. Und dem ständigen Abwägen, ob man nicht gerade mehr Energie auf das Finden von Lösungen für Prozessprobleme findet als auf die eigentlich Aufgabe, ob es sich lohnt, strukturierte Grundlagenlösungen zu entwickeln (weil man sie öfter brauchen wird), ob strukturierte Lösungen überhaupt jemals möglich sind.“

    Sehr wahr. Die Kaltmamsell über diesen Text von Kathrin Passig.

    Einmal Frankfurt viel zu früh„Eine halbe Stunde später bin ich annähernd wach und mir ziemlich sicher, tatsächlich nie etwas von Frau Lewitscharoff gelesen zu haben. Fast bedaure ich das ein wenig. Ich lese eigentlich ganz gern die Ergüsse von Irren und würde sofort, wenn sich auch mir die Gelegenheit böte, bizarre und beleidigende Reden halten, am nächsten Tag alle Zeitungen kaufen und mich freuen. Einfach nur so. Aus Daffke.“

    Ein mir wohlvertrauter Impuls.

    Is the Internet good or bad? Yes.„By altering a message designed to encourage people to vote so that it came with affirmation from a person’s social network, rather than being impersonal, the researchers had shown that they could persuade more people to participate in an election. Combine such nudges with psychological profiles, drawn from our online data, and a political campaign could achieve a level of manipulation that exceeds that possible via blunt television adverts.

  • Links am Sonntag – 16.02.14

    FreeSpeechMe: The new Anti-Censorship and Secure Domain Resolving Namecoin-Based Plug-in
    „Namecoin is a Bitcoin derivative that allows you to register names and data into a public blockchain. It bypasses going through central agencies that can take down your websites by removing the DNS entry.“

    Die Nerven mit neuem Album: Ventil im Stahlbad – taz.de
    „Tatsächlich gibt es im deutschsprachigen Pop ein Vakuum, eine Generation nach Tocotronic. Eine Sphäre, die Ja, Panik inzwischen verlassen haben, um zur Konsens-Band zu werden. Anwärter sind Bands wie Trümmer aus Hamburg, Messer aus Münster oder eben Die Nerven.“

    Gute Bands mit guten Namen.

  • Die Meinungen

    Man findet sich dann also in der höchst albernen Situation wieder, niederzuschreiben, dass man sich mit jemandem, der sich für homophob und diesen Sachverhalt für gut so erklärt, in keiner Weise befassen werde, diesem Menschen und seinem Pamphlet nicht die geringste Aufmerksamkeit zukommen lassen wolle. Man ärgert sich fast ein wenig über jede Verlinkung, jeden share und jeden Artikel über dieses Machwerk, weil dadurch die Aufmerksamkeit und die Klicks auf eben jenen Artikel und damit einhergehend die Werbeeinnahmen des verantwortlichen Presseorgans immer höher geschraubt werden.

    Zugleich ist man zutiefst überzeugt vom hohen Gut der Meinungsfreiheit und des gesellschaftlichen Diskurses. Auch solche Meinungen müssen geäußert werden dürfen und ob man damit einverstanden ist oder nicht, spielt dabei nicht die geringste Rolle. Dann muss ihnen widersprochen werden dürfen. Und in der Summe oder über die Zeit hinweg entsteht dabei ein neuer gesellschaftlicher Sachstand. Idealerweise. Irgendwie.

    Man vergegenwärtigt sich, dass es gut ist, mit anderen Meinungen als den eigenen konfrontiert zu werden. Die einem zwangsläufig nicht gefallen werden, weil es nicht die eigenen sind. Aber nur durch Konfrontation mit anderen Meinungen, mit dem Ausbruch aus der Filterblase bekommt man Denkanstöße, wird herausgefordert, hinterfragt sich, oder: widerspricht. Nur so ist dieser Diskurs schließlich möglich.

    Man wird durch einen Blick auf die Leserkommentare unter dem in Rede stehenden Artikel daran erinnert, wie anstrengend das ist. Die ganze Selbstgerechtigkeit, Gehässigkeit, auch Dummheit. Anschließend schilt man sich ob der eigenen Arroganz. Und ertappt sich dabei, mehr sich selbst zu widersprechen als den anderen.

  • Links am Sonntag – 09.02.14

    Friedrich Forssman: Warum es Arno Schmidts Texte nicht als E-Book gibt„Muß man eigentlich noch etwas gegen E-Books sagen? Müssen sie einem nicht womöglich leid tun, die albernen Dateien, die gern Bücher wären, es aber niemals sein dürfen? Ja, das muß man, und nein, das müssen sie nicht, sie sind ein Unfug, ein Beschiß und ein Niedergang.“

    Guter rant.  Alles richtig, wenn man ehrlich ist.

    Tim Berners-Lee: we need to re-decentralise the web (Wired UK)„I want a web that’s open, works internationally, works as well as possible and is not nation-based“

    Yep!

    Die große Hartz-Illusion„Das bedeutet: Im Jahr 2003 hätte die Lohn- und Fiskalpolitik schon wieder expansiver werden müssen, statt noch mehr zu kürzen. Dann wäre den Deutschen und den Europäern viel Leid erspart worden.“

    Lügen wollen.„Der neue, bisher eigentlich nicht unanständig wirkende FDP-Vorsitzende Christian Lindner nimmt die Einladung seiner APO-Kollegen von Bild in dem Artikel an und warnt denn auch verschwurbelt davor, den reichen Griechen auch noch Geld hinterher zu werfen. Ein einziger Tag in Griechenland könnte ihn heilen. Ein einziger Tag in Athen, an dem er sieht, wie Menschen in Autos übernachten, an Suppenküchen oder mit chronischen Krankheiten nach kostenloser Gesundheitsversorgung anstehen. Ein einziger Tag in einer Wohnung, in der eine Mutter versucht, ihre Familie warm zu bekommen, indem sie Möbel verbrennt – und dann die ganze Nacht wach sitzt um zu kontrollieren, dass ihre Kinder nicht an Rauchgasen ersticken.“

    Im „Gefällt mir“-Universum„Facebook funktioniert nicht, weil es mehr Kommunikationsmöglichkeiten bietet, sondern weil es sie reduziert.“

  • Nun lesend: Enno Stahl – Diskurs-Pogo

    20140209-004442.jpg

    „Nur Kunst in einer Position, die darin beharrlich bleibt, hat die Chance, mehr zu werden als das Produkt eines Trends, also eines Verkaufsangebots, das sie selbst geschaffen hat.“

    Erschienen beim Verbrecher Verlag