
Sprachlich auf höchstem Niveau, erzählerisch nicht minder herausragend. Ein beklemmender Roman.

Sprachlich auf höchstem Niveau, erzählerisch nicht minder herausragend. Ein beklemmender Roman.
„Dominique Pelicot fand mehr als 70 Männer, die seine betäubte Frau vergewaltigen wollten – in einem Radius von maximal 50 Kilometern. Und Mazan ist eine kleine Gemeinde, nicht Berlin oder Paris. Im vergangenen Monat wurde eine Facebook-Gruppe mit 32.000 italienischen Männern entdeckt, die sexy Fotos ihrer Ehefrauen ohne deren Einwilligung teilten. Im Dezember haben Journalistinnen eine Telegram-Gruppe mit 70.000 Mitgliedern infiltriert, die sich dabei unterstützten, ihre Partnerinnen unter Drogen zu setzen und zu missbrauchen. Das heißt, viele Männer sind bereit, zu vergewaltigen.“
Hierzu die inhaltliche Rahmung des Perlentauchers: „Jolinde Hüchtker unterhält sich für die Zeit mit Manon Garcia, Professorin für Praktische Philosophie an der FU Berlin, über den Prozess gegen Dominique Pelicot, den Garcia gerade in ihrem Buch „Mit Männern leben“ verarbeitet hat. Man spürt im Interview, wie geschockt sie immer noch ist von den bloßen Tatsachen, die im Prozess aufgedeckt wurden.“


Das Buch ist der erste von zwei Bänden, die aus dem Oral-History-Projekt „Lebensgeschichte und Sozialkultur im Ruhrgebiet 1930 bis 1960“ (LUSIR) hervorgingen, das Lutz Niethammer 1980 an der Universität Essen auf den Weg gebracht hat. Lesenswert in jedem Fall.
Hinter dem Umschlag eine schöne, alte Ausleihkarte der Stadtbücherei, wo ich das Buch ebenfalls entlieh, wenngleich volldigital:


»Nett hier, aber waren Sie mal im Westpark zu Bochum?«
Auf Empfehlung vom Couchblog für einen schlanken Fünfer bei der Bundeszentrale für politische Bildung bestellt.
Es gibt nicht die Elite im populistischen Sinne, aber es gibt Eliten. In der Elitenforschung der Politikwissenschaft wird ihnen bei der Einführung und Stabilisierung demokratischer Institutionen eine wichtige Rolle zugeschrieben.
Das habe für die Revolutionen und Transitionsprozesse in Mittel- und Osteuropa gegolten und auch in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland übernahmen demokratisch orientierte Nachkriegseliten die Verantwortung für die Konsolidierung der zweiten deutschen Demokratie.
Das ist meiner persönlichen Meinung nach aber weniger Ausdruck des demokratischen Elements der modernen Demokratie, sondern ihres repräsentativen, denn es handelt sich bei allen modernen Demokratien und repräsentative Demokratien. In welchem Maße damit vor allem in der US-amerikanischen Verfassungsgeschichte zwei eigentlich disparate Prinzipien verheiratet wurden, erklärt Philip Manow sehr gut in ‚(Ent-)Demokratisierung der Demokratie‘.
Demokratische Repräsentation (drehen wir die Begriffe doch einfach um) schafft jedenfalls eine politische Elite, die sich für geraume Zeit heterogon – sowohl aus bürgerlichen wie aus Arbeiterhaushalten – rekrutierte. Die Leistung von Hartmanns Buch besteht vor allem darin, darzustellen, welchen Einfluss diese Herkunft auf politische Haltungen und Auffassungen hat, und wie sich diese Rekrutierung veränderte.
Interessant: Das Buch ist 2019 erschienen und wirkt bereits jetzt, vor allem mit der Würdigung von Jeremy Corbyn und Bernard Sanders, sehr aus der Zeit gefallen. Was inzwischen passiert ist, hat Michael Hobbes (via Garbageday) gut zusammengefasst:
I think we’ll look back on the last decade as a time when social media gave previously marginalized groups the ability to speak directly to elites and, as a result, elites lost their minds.
Was für ein bedrückender, beeindruckender Film. Zudem ein Debüt. Wie es die Tradition will, wurde ‚Im Haus meiner Eltern‘ zu nachtschlafender Zeit ins lineare Programm gesetzt, wie Heike Hupertz bemängelt. Man findet ihn in der ZDF-Mediathek.
Einer soll erklären, ob er einfach nur so weitermachen möchte, bis er nicht mehr da ist. Die übrigen müssen das nicht, dabei tun sie es auch. Es gibt in dem gesamten Film keine Kinder.
Jens Brock kam ohne jegliche Vorerfahrung durch Zufall zu seiner ersten Schauspielrolle: Der Filmemacher Tim Ellrich sah ihn während der Vorbereitungen für einen autobiografisch geprägten Film auf einer Parkbank in Berlin sitzen und machte in mehrfacher Hinsicht eine große Ähnlichkeit Brocks mit seinem Onkel aus. Er sprach Brock an und besetzte ihn schließlich in der zentralen Rolle dieses an Schizophrenie erkrankten Familienmitglieds.
Jens Brock bei Filmportal.de