Kategorie: Bücher

  • Frank Stauss: Höllenritt Wahlkampf

    Frank Stauss ist ist ein gewiefter Wahlkämpfer der Agentur Butter, der zahlreiche Wahlkämpfe für die SPD geführt hat. In Höllenritt Wahlkampf schildert er einige der eindrucksvollsten Kampagnen seiner Karriere.

    Interessant war das vor allem bei den Wahlen, die ich als Sozialdemokrat und Wahlkämpfer mehr oder weniger aktiv miterlebt habe. Etwa die vorgezogenen Neuwahlen von 2005, bei denen ich, wenige Monate zuvor noch Praktikant in der Kreisgeschäftsstelle, im Wahlkampfteam des örtlichen Bundestagsabgeordneten mitgearbeitet habe.

    Oder die Berliner Abgeordnetenhauswahl von 2011, in der ich so intensiv wie nie zuvor und danach nie wieder, den Kandidaten unterstützt habe.

    Oder die desaströse Wahl von 2009, in der ich hauptamtlicher Mitarbeiter in der Parteizentrale – dem Willy Brandt Haus – war.

    Stauss kann von Berufs wegen sehr gut schreiben, schildert Wahlkämpfe so spannend, wie sie mindestens für die Mitwirkenden sind und liefert viele Einblicke in Kampagne, Planung, KandidatInnen und Themensetzung.

    Am eindrucksvollsten fand ich das abschließende Kapitel, das er dem aufkeimenden Populismus widmet. Seine Analyse ist – wiederum seiner Profession geschuldet – messerscharf. Seine Schlussfolgerungen können heute zwar als bekannt vorausgesetzt werden, aber er schreibt sie so prägnant nieder, wie ich sie selten vorfinde. Ein Kapitel, welches man im Grunde monatlich immer wieder lesen sollte.

  • Bücher 2018

    Anstatt mich auf externe Dienste wie Goodreads zu verlassen, habe ich 2018 erstmals einigermaßen konsequent alle gelesenen Bücher verbloggt und mit den Kategorien Bücher/2018 versehen.

    So kann ich hier auch viel Aufwand die Liste aller in 2018 gelesenen Bücher hinzaubern (nämlich mittels des feinen Category Posts Widget von WordPress), die folgt am Schluss.

    Highlights des vergangenen Lesejahres waren zweifellos Die Hauptstadt von Robert Menasse (der nun allerdings gerade damit von sich reden macht, einen nicht unwichtigen Teil des Romans, den er auch schon in anderen, nicht-literarischen Kontexten verbreitet hat, erfunden zu haben) sowie Unterleuten von Juli Zeh. Beides Leihgaben der geschätzten Kollegin bk.

    Im von mir geschätzten Science Fiction-Genre hat mich Tom Hillenbrands Hologrammatica positiv überrascht, Walkaway von Cory Doctorow musste hohen Erwartungen genügen, was ihm gelang.

    Mehr als in früheren Jahren (und daran will ich 2019 verstärkt anknüpfen), habe ich Bücher einfach mal nochmal gelesen. Das war besonders erfreulich bei allem von Ursula Le Guin (The Left Hand of Darkness, The Dispossessed), bei Banks‘ Consider Phlebas und bei Orwells 1984 (allerdings erstmals auf englisch gelesen). Hyperion hat allerdings etwas gelitten.

    Was politische Literatur betrifft, haben mich weder die Interviewreihe Anarchismus hoch 2 noch Mouffes linker Populismus nennenswert begeistert. Einzig Arendts Bändchen Die Freiheit, frei zu sein war inspirierend, ohne sich sprachlich unnötig selbst zu verkomplizieren. In diesem Jahr will ich endlich mehr Arendt lesen.

  • Gelesen: Dirk Baecker – 4.0 oder Die Lücke die der Rechner lässt

    Dirk Baecker aktualisiert seine Thesen zur nächsten Gesellschaft in der zugänglichsten Form, die mir bislang untergekommen ist. Über 26 Thesen hinweg untersucht Baecker verschiedene Einrichtungen und Formen der Gesellschaft, über ihre Strukturform (das Netzwerk), ihre Kulturform (die Komplexität), diverse Funktionssysteme wie Politik und Wirtschaft bis hin zu eher speziellen Formen wie dem Sport, der Gesundheit und dem Witz.

    Dabei werden stets die vier großen Medienepochen der Sprache (in der Stammesgesellschaft), der Schrift (in der Antike), des Buchdrucks (moderne Gesellschaft) und der digitalen Medien (die nächste Gesellschaft) miteinander verglichen. Hier von einer soziologischen Vogelperspektive zu sprechen, ist schon fast eine Untertreibung. Orbital wäre angemessener.

    Baecker lässt aber keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass es sich um Thesen handelt. Auch als Leser denkt man durchweg ‚Könnte sein, muss aber nicht‘. Der zugrundelegende Gedanke, dass Netzwerke zunehmend Funktionssysteme als gesellschaftsprägende Strukturen ablösen, hat aber seinen Reiz. Erst heute kam mir der Gedanke, wie ungewöhnlich zum Beispiel der Wiedereintritt von Friedrich Merz in die höchste Ebene der Politik nach einem Jahrzehnt ist. Gut erklärbar ist er hingegen durch die Stabilität von Netzwerken wie dem des „Andenpakts“ und persönlicher Beziehungen zu Personen wie Schäuble, Oettinger etc.

  • Gelesen: Classic Science Fiction Stories


    Kurzgeschichten sind das ideale Format des science fiction-Genres, das ist eine Binse.

    Zugleich hing immer dem Klischee an, scifi altere schlecht. Dafür sprechen Werke wie Asimovs Foundation, Stranger in a Strange Land, oder The Moon is a harsh Mistress, die mir alle nicht zusagten, auch weil sie so altbacken wirken.

    Diese Reclam-Ausgabe vereint ein gutes dutzend stories, von denen keine nach 1970 erschienen ist – und sie sind alle gut, viele sogar sehr gut.

    Natürlich spielen viele von ihnen mit Ideen, die damals sicher noch originell sind, es heute aber nicht mehr wären. Aber genau diese Pionier-Stellung ist spürbar und bereitet beim Lesen Freude.

  • Mal lesen: Saul Friedländer

  • Gelesen: Anarchismus hoch 2 von Bernd Drücke (Hg.)

    Interviews und Gespräche mit interessanten Protagonistinnen, Publizisten, Aktivistinnen des Anarchismus. Darunter etwa Antje Schrupp, Konstantin Wecker, Gerhard Seyfried. Ein schönes Buch.

  • Gelesen: Chantal Mouffe – Für einen linken Populismus

    Angeregt durch dieses Interview habe ich das dazugehörige Buch erworben. Es fügt der im Interview ausgearbeiteten Grundthese im Grunde nicht viel hinzu. Anhänger von „Aufstehen“ finden das bestimmt super.

  • Gelesen: Tom Hillenbrand – Hologrammatica

    Mit Hologrammatica folgte ich mal wieder einer Empfehlung der Science Fiction/Fantasy-Rundschau des Standard. Normalerweise mag ich keine Krimis oder Detektivgeschichten – zumal nicht im SciFi-Genre – weil ich sie zu klischeeüberladen finde.

    Hologrammatica beginnt zwar dem Klischee des Hard Boiled Detektivromans entsprechend (mysteriöse Klientin erscheint im Büro des Ermittlers mit einem Auftrag), umschifft danach aber die üblichen Genremotive, oder frischt sie auf.

    Ebenfalls genretypisch: Jede Information, die im Laufe der Geschichte egal wie beiläufig präsentiert wird, ist irgendwann von Bedeutung. Das kann Spaß machen, weil man als Leser miträtselt, oder nerven, wenn alles etwas zu offensichtlich ist. Hier macht es vor allem Spaß, weil Tom Hillenbrand einen wahrhaft komplizierten Fall in meisterhafter Weise vor dem Leser entfaltet.

    Milder Spoiler: Erst ab etwa der Mitte des Romans tritt das Thema KI/Singularität in den Vordergrund und es wird hier so gut gehandhabt, wie ich es bislang nur in Matthew De Abaituas The Destructives gelesen habe.

  • Gelesen: Hannah Arendt – Die Freiheit, frei zu sein

    Mit Hannah Arendt habe ich ja immer so meine Schwierigkeiten, weil mich das unbelegte Herumphilosophieren so stört. Die Freiheit frei zu sein, die im Wesentlichen aus der Freiheit von Not und Angst besteht, ist aber ein gutes Büchlein, das man locker an einem halben Nachmittag durchlesen kann.

  • Gelesen: Marc-Uwe Kling – Qualityland

    Für meinen Geschmack zuviel Klamauk und zuwenig gute Geschichte.