Kategorie: Allgemein

  • beste Podcasts – Winter ’15/’16

    Der freie Dezember und der Umstand, dass ich derzeit nicht mit dem Fahrrad, sondern öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahre, erlaubten mal wieder das verstärkte Belauschen von Podcasts.

    Da ich inzwischen besonders viele empfehlenswerte Ausstrahlungen abonniert habe, seien diese hiermit vorgestellt.

    Serial – die erste Serial-Staffel im vergangenen Jahr hat quasi im Alleingang einen Podcast-Hype entfacht.Mich hat die Kriminalgeschichte allerdings eher gelangweilt (wie es viele Krimis tun). Die aktuelle Staffel hingegen hat mich gepackt. Es geht um den U.S.-Soldaten Bowe Bergdahl, der sich fünf Jahre in Gefangenschaft der Taliban befand, 2014 befreit wurde und sich nach seiner Rückkehr verklagt wurde.

    PolitikumWDR 5 Politikum – ich sage gerne, dass sich die Haushaltsabgabe (ehemals GEZ) schon allein für das Politikum lohnt. Ob das nach der WDR-Programmreform, mit der die Sendung zwar wohl immer noch viermal die Woche läuft, jeweils aber zehn Minuten kürzer ist, noch gilt, bleibt abzuwarten. Nach wie vor behandelt das Politikum aber auch Themen abseits der zunehmend monothematischer werdenden Nachrichtenlage, ist witzig, kritisch und informativ.

    Der Lila Podcast -ein  feministischer Podcast von und mit Katrin Rönicke. Besonders angenehm im Vergleich zu einigen vergleichbaren Sendungen, weil nicht zu lang pro Folge und von guter Hörqualität (was mir immens wichtig ist).

    History of Philosophy Without Any Gaps – der Name ist Programm. Einer von wenigen Podcasts, den ich von Episode 1 ab vorwärts höre. Da es 245 Episoden gibt, habe ich einiges nachzuholen. Englischsprache Sendungen fordern mir eine Menge Konzentration ab. Schon für meinen Weg zur Arbeit sind sie meist nicht geeignet, sondern eher für zuhause, teilweise sogar zum einfach im Sessel sitzen und zuhören.

    Aufwachen! – hier reden  der berüchtigte Tilo Jung und Stefan Schulz kritisch über die Nachrichtenlage und Jungs Aufzeichnungen aus der Bundespressekonferenz. Stefan Schulz ist Soziologe und systemtheoretisch sehr bewandert, was für mich den Reiz dieser Sendung ausmacht.

     [Der Weisheit] – unter meinen Abonnements der thematisch offenste und zugleich unterhaltsamste. Drei Leute und (wann immer möglich) ein weiblicher Gast reden über Gott und die Welt.

    Breitband – Medien und digitale Kultur – Eine Stunde Netzkultur und Technologie. Guter Überblick, wenn man keine Lust mehr hat, zahllose Blogs und Twitterfeeds zum Thema zu verfolgen (so wie ich).

    Good Fortune – The Immoderate Stoic – ein Podcast, den ich im Zuge meines Interesses für stoische Philosophie abonniert habe. Angenehm weit weg von esoterisch angehauchter Lebenshilfe. Stattdessen viele Zitate aus den Klassikern.

  • links am Freitag – 17.07.15

    Zum Urlaubsbeginn und weil ich im Zug gerade Zeit hatte, viel zu lesen hier mal wieder einige lesenswerte Verlinkungen. 

    Die systematische Selbsttäuschung beim Thema Gentechnik

    Ein Land, das aufgrund seiner Rohstoffarmut eigentlich technologie- und innovationsfreundlich sein müsste, hat in den letzten Jahrzehnten regelmäßig Schlüsseltechnologien verschlafen oder bewusst ungenutzt gelassen, von der Gentechnik bis hin zur Internet-Revolution. Seit wir 1984 die gentechnische Produktion von Humaninsulin aus Deutschland vertrieben haben, um das gleiche Insulin dann aus dem Ausland zu importieren, ist die Geschichte der Gentechnik in Deutschland eine tragische Geschichte aus bahnbrechenden wissenschaftlichen Entdeckungen einerseits und verpassten ökonomischen Chancen andererseits.

    ‘Anarchism could help to save the world’

    Yet much has changed to anarchism’s advantage. A more educated society is becoming ever less deferential and possibly less materialistic. Meanwhile, the failures of both state socialism in 1989 and global capitalism in 2008, and their glaring inability to deal with environmental degradation, demand that we question the way we live as never before. 

    Wie Europa wirklich entsteht 

    Die Inneneinrichtung Europas wird nicht mehr allein den Eliten überlassen. Im griechischen Referendum konnten wir einen ersten zaghaften Ansatz zur Formulierung einer Alternative erkennen. Und durch das Referendum erlebten wir erstmals eine Solidarisierung (und Polarisierung) der Menschen quer zu den europäischen Nationalstaaten

    Die harmonisierte Republik – Warum wir unbeweglich bleiben wollen

    Wir Deutschen sind satt. Der Mehrheit geht es gut und für die Minderheit, der es nicht gut geht, wird angemessen gesorgt. Das ist das Bild, auf das wir vertrauen sollen. Wir nehmen das an, denn Problematisierung hilft uns nicht, in unserer harmonisierten Umgebung. Wir Deutschen sind müde. Die rot-grünen Reformen haben uns viel Kraft gekostet, aber schaut, was für ein tolles Land wir geworden sind. Und Weltmeister! Warum machen es nicht einfach alle so, wie wir. Hallo ihr Griechen, nähert euch uns an, dann wird alles gut.

  • CORRECT!V

    Am Dienstag war ich bei CORRECT!V, dem gemeinnützigen Recherchebüro und durfte an einer spannenden Führung durch die Redaktionsräume teilnehmen, gefolgt von einer kleinen Veranstaltung zu einem der Themen, die CORRECT!V bearbeitet:

    Als Mitglied erhielt ich das aktuelle bookzine von CORRECT!V kostenlos. Und ich bin  praktisch ununterbrochen begeistert, wie schön das Teil ist. Es handelt sich tatsächlich um ein gebundenes Buch von 230 Seiten Länge mit rund 20 Storys und Reportagen:

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    CORRECT!V finanziert sich aus Spenden und Zuwendungen von Mitgliedern und Stiftungen. Die Mitgliedersäule soll aber im Verhältnis deutlich wachsen: Das Ziel sind 5000 Mitglieder bis Jahresende. Wer sich für eine Mitgliedschaft interessiert, findet hier weitere Informationen dazu.

  • Verzwergung des Parlaments

    Ihr seid die, die kontrollieren sollen. Das Bundeskanzleramt und der BND sind die Kontrollierten. Richtig?

    So sollte es sein.

    Und jetzt sagen die Kontrollierten: Wie ihr uns kontrollieren wolltet, das passt gerade nicht so. Wir haben einen Vorschlag, wer uns kontrolliert…

    „Wir suchen uns unsere Kontrolleure selbst aus.“

    Die Regierung stellt sich eben aus Union und SPD, aber das ist sowieso ein Problem unseres Parlaments, der letzten Jahre und Jahrzehnte: Die Abgeordneten verstehen sich wirklich wie die Leibgarde ihrer Regierungen. Das hat zu einer totalen Verzwergung des Parlaments geführt.

    Tilo Jung im Interview mit Konstantin von Notz über dessen Arbeit im NSA-Untersuchungsausschuss 

  • Kooperative Existenz

    Ich halte alles, was Wolfgang Michal hier schreibt für mindestens bedenkenswert, wenn nicht für richtig. Es ist bedauerlich, dass die Konzepte der Hegemonietheorie durch Antiamerikanismus und Verschwörungstheorien verdeckt worden sind.

    9. Die Abrüstung des militärisch-informationellen Komplexes wäre nur zu erreichen, wenn die Militärdoktrin des „War on Terror“ durch ein neues Konzept vertrauensbildender Maßnahmen abgelöst werden könnte. Dieses Konzept (Bahr nennt es „kooperative Existenz“) müsste auch den Abbau der weltweiten sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten und die Anerkennung anderer politischer Kulturen und Systeme beinhalten. Ein solcher politischer Richtungswechsel könnte nur gemeinsam mit der Mehrheit der US-Gesellschaft bewerkstelligt werden.

    Die Bahr-Rede lege ich mir auf jeden Fall für später raus.

  • Mello Music Group

    OK, ich hab schon immer auch ein wenig Hiphop gehört und ich hatte auch immer ein paar der guten und besseren Labels (unabhängig vom Genre) parat, aber wenn mir vor einem Jahr jemand erzählt hätte, dass ich (a) im vergangenen Jahr mehr Hiphop als jedes andere Genre gehört hätte und (b) praktisch jeden Release des Labels Mello Music Group blind kaufe, hätte ich dieser Person wohl doch eher einen Vogel gezeigt.

    Dieses Interview mit dem Labelgründer Michael Tolle bei Bandcamp (wo die MMG-Veröffentlichungen natürlich auch feilgeboten werden) gibt einen guten Einblick in die Motivation und den Ethos des Labels:

    I’ve always defined it internally as music from the heart of American culture. We’ve never gravitated toward thugs or gangsters. Most of our producers and MCs are average people who are talented and a part of this culture. That was appealing to me. I don’t like the lottery of it, people going for broke. I always wanted musicians, people who made beats or started rapping but were trying to become something more — like Oddisee, who’s now a fully fledged musician. To me we are very middle-American. Red Pill, our new guy from Detroit, exemplifies that, and someone like Apollo Brown, who’s very blue-collar.