Erfreulich viel Kant, erstaunlich viel altes Testament. Nicht, dass das schlecht wäre.
Gut ist das Plädoyer fürs Selberdenken ohne „tote oder mechanische Weise“ („Satzungen und Formeln“), blöd wird’s, wenn das erst von einigen wenigen vorgemacht werden soll.
Zwei schöne Essays, die sich im Grunde an Anfänge anlehnen und in denen Graeber seine Thesen von der Demokratiegeschichte, die schon lange vor Athen begann, ausarbeitet.
Judith Hermann, von der ich erst letztes Jahr ihre Kurzgeschichtenbände Sommerhaus, später und Nichts als Gespenster las, hielt 2022 die Frankfurter Poetikvorlesungen unter dem Titel Wir hätten uns alles gesagt. Vom Schweigen und Verschweigen im Schreiben. Daraus ist dieses Buch entstanden, welches mich – viel zu spät natürlich – darin bestärkt, nun wirklich alles von Judith Hermann zu lesen.
Ich weiß nicht genau, was diese Poetikvorlesungen sind und in welchem Verhältnis das Buch zu ihnen steht. Hermann erzählt mit der ihr eigenen Stimme Geschichten persönlicherer Art, gibt gelegentlich kleine Einblicke in ihre Art des Schreibens und alles daran ist großartig.
Nach dreihundert Seiten – so lang sind die Mutmassungen – hatte ich in den Jahrestagen gerade einmal begonnen, mich zu orientieren. Mutmassungen über Jakob hat inhaltlich und was die Figuren betrifft Überlappungen mit den Jahrestagen; heute würde man sagen, beide spielen im Johnson-verse.
Mutmassungen über Jakob ist ein nahezu unzugängliches Buch, das sich mir kaum erschloss. Ich habe irgendwann aufgegeben, es zu verstehen, und ausschließlich wegen seiner Sprache gelesen:
Er blieb so vorgestützt, reglos starrte er aus seiner Schräge auf seine Hände, in denen das Blut arbeitete. »Soll einer sich selbst versäumen über einem Zweck«: sagte seine Stimme selbstwillig fragend zäh bis zum letzten Laut.
Holger Helbig, Inhaber der Uwe Johnson-Professur an der Universität Rostock, erklärt das Werk hier ein wenig:
while it’s warm, a collaboration between Leo Okagawa and Ayami Suzuki is a slow and careful mix of electronics, vocal, guitar, and field recording from everyday life.
Eine Sammlung esoterischer Kalendersprüche und Banalitäten, die gerade genug interessante Gedanken enthält, dass man das Buch nicht weglegt. Insgesamt dennoch ärgerlich.
Den ersten Band hatte ich eigens verbloggt, ehe ich merkte, dass die vier Bände fortlaufend seitennummeriert sind, es sich also um ein Werk handelt.
Wenn gilt: Je niedergeschlagener nach dem Durchlesen, desto besser das Buch, dann war dieses sehr sehr gut. War es ja auch. Einmal mehr fällt es mir schwer, etwas dazu zu sagen, ohne den Umfang, die Detailtiefe zu preisen. Darum belasse ich es vorerst einfach bei der Höchstwertung und schreibe nach der erneuten Lektüre mehr dazu.
Der dritte Band von Gesprächen des Koordinationsredakteurs der Graswurzelrevolution, Bernd Drücke, mit Protagonistinnen und Protagonisten des Anarchismus.
Das Vorgänger-Buch Anarchismus Hoch 2 hatte mir glaube ich mehr gegeben. Dieses hier hat ein wenig zu sehr den Charakter der Zweitverwertung von Gesprächen aus der Zeitung.
Gespenstisch muten aber die Gespräche zur alten Lucke-AfD oder zur damaligen Situation in der Ukraine an; teils hochaktuell, teils wie aus dem letzen Jahrhundert. Das Buch ist von 2016.
Die Fortsetzung von Merlin und Artus und ich hatte vollkommen andere Erinnerungen – vor allem atmosphärisch – daran. Stattdessen erneut die kindgerechte Aufarbeitung von dem alten Sagenschmarrn. Immerhin, hinterher bei Wikipedia & Co. den Hintergrund der Gralslegende nachzulesen, ist milde interessant.