Autor: Wolf
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Musik kuratieren richtig gemacht
Was mir ja derzeit immer sympathischer wird, ist der Musikdienst Bandcamp. Immer sympathischer deshalb, weil sie ihre Plattform in letzter Zeit verstärkt ausbauen und um Funktionen anreichern, die sie zum vielleicht besten Ort im Web zum Entdecken und Erwerben von Musik machen.
Seit jeher erlaubte Bandcamp das Streamen sämtlicher gehosteter Songs. Unbegrenzt, soweit ich weiß. Die Preispolitik ist fast immer fair; etliche Künstler geben ihre Musik auch kostenlos (oder zu Mindestpreisen frei). Von den Verkaufserlösen behält die Plattform laut Wikipedia 15 Prozent ein, ab Einnahmen von mehr als 5.000 US-Dollar noch 10 Prozent.
Follower-Prinzip

Das war alles schon immer so. Neu hinzugekommen sind Funktionen, wie man sie aus den so genannten social media kennt: Man hat ein Profil, das die erworbenen Alben sowie die persönliche Wishlist darstellt (mit der Möglichkeit eigener Reviews). Man kann Künstlern wie auch anderen Nutzern der Seite folgen und sieht seit Kurzem im Music Feed deren jüngste Anschaffungen, Reviews, Wishlist-Ergänzungen etc. Empfehlungen von Leuten, denen es sich zu folgen lohnen mag, erhält man unter Angabe der Übereinstimmungen in den jeweiligen Musiksammlungen.

Neben all dem Follower-Zeugs, das mir bereits jetzt außerordentlich viel Freude bereitet, ist die Startseite des Dienstes ein besonderes Schmankerl, wird hier doch das Buzzword Curation (Beispiel-Link) überaus ansprechend umgesetzt: Bandcamp Weekly ist ein wöchentlicher Podcast, der mehr ist als einfach nur als Stream, sondern die jeweils gespielten Songs so darstellt, dass man sie direkt der Wunschliste hinzufügen, oder käuflich erwerben kann. Das Fan Spotlight weiter unten präsentiert ausgesuchte Nutzer (und Gäste) mit deren Reviews. Das war der Ort, an dem ich begonnen habe, Leuten zu folgen – und von wo aus ich etliche Alben erworben habe.Relativ jung ist die mobile App von Bandcamp, die allmählich um all diese Funktionen angereichert wird: Seit dem letzten Update kann man auch dort den Music Stream und Bandcamp Weekly anhören, von Beginn an ließen sich sämtliche erworbenen Titel und Alben in der App streamen.
Die Konkurrenz: Soundcloud
Ja, das ist der Vergleich, der sich wohl geradezu aufdrängt, bei dem Bandcamp für mich aber auf ganzer Linie gewinnt. Das fängt bei der Präsentation der Musik an: Ich habe der Darstellung von Songs als Waveforms mit dieser in-Track-Kommentarfunktion im my favorite part!!!!!1-Stil noch nie viel abgewinnen können, so technisch ausgereift es sein mag. Ich will die Musik hören, nicht betrachten oder lesen.
Nicht zuletzt deshalb wirkt Bandcamp auf mich insgesamt liebevoller, wärmer und zugleich weniger technisch und kühl als Soundcloud. Und was mich besonders anspricht, ist, wie Bandcamp den Fokus auf Alben (oder EPs) legt, wo bei Soundcloud scheinbar stets der einzelne Track im Fokus steht. Jedenfalls hatte ich oft Schwierigkeiten, sämtliche Songs eines Albums zu finden oder zu hören, wenn es bei Soundcloud verfügbar gemacht worden sein soll. Und nicht zuletzt kann ich mir den Kram bei Bandcamp dann auch kaufen – ob und wie das bei SC möglich ist, erschließt sich mir nicht.
Wobei ich letztlich überhaupt kein Problem mit Soundcloud habe. Ich nutze es selten, weil es nicht zu mir zu passen scheint. Bandcamp schon. Schlussendlich sind alle Konkurrenzangebote zu Amazon, Spotify, itunes und wie sie alle heißen, zu begrüßen. Hoffen wir nur, dass Bandcamp nicht irgendwann von so jemandem aufgekauft wird.
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Links am Sonntag – 02. Februar 14
Der gute Systemadministrator Wolfgang Michal – Vielleicht wird uns also der Patriotismus Edward Snowdens eines Tages enttäuschen. Vielleicht müssen wir erkennen, dass er zuallererst ein guter Amerikaner ist, der es ganz und gar ehrlich meint, wenn er sagt, dass er sich auch jetzt noch als NSA-Mitarbeiter fühlt.“
Immer ist alles so kompliziert.
Ende der Märchenstunde – Unbequeme Wahrheiten“ sind nämlich ganz einfach: die bequemsten. Denn was so tut, als würde das niemand hören wollen, wollen natürlich (fast) alle hören: nämlich dass Fleisch essen nicht nur in Ordnung, sondern viel moralischer und „nachhaltiger“ ist und Vegetarier und Veganer, die allen auf den Sack gehen, die eigentlich Bösen sind.
Bei uns ist ja auch inzwischen der Entschluss gefallen, auf Fleisch zu verzichten. Das praktizieren wir immerhin schon seit einer Woche. Es erfordert ein wenig mehr Disziplin bei der Rezepteplanung, ist ansonsten aber keine große Sache.
Von der schwer erträglichen Bigotterie des Schnöselbezirks – „Man lässt Luxusartikel für die Luxusbewohner des Bezirks zu Luxuspreisen von Billigjobbern verkaufen, die hierfür wahrscheinlich jeden Morgen anderthalb Stunden aus Marzahn-Hellersdorf anreisen, wo die Spaghetti beim Discounter im gleichgroßen Pack 39 Cent kosten und die von dem Fünfer für die schwarzen Spaghetti von Oil & Vinegar ihre Familie für einen Tag sattkriegen (müssen).“
Wenn sich sowas wenigstens nur auf den Schnöselbezirk beschränken würde – gemeint ist natürlich der Prenzlauer Berg.
The Greater Promise of a Blockchain – “ Our society is too complex to manage centrally. But even if this is ignored, it will not matter. This change is inevitable. The industrial age necessitated hierarchy: monolithic centres of power exercising inordinate amounts of control. Our information age does not.“
Die Bitcoin-Enthusiasten schreiben immer so mitreißend.
“Businesses are Swimming in Money”: More Profit Protection Will Not End the Recession – “ Rather than invest in plant and equipment, businesses are primarily using their funds to repurchase their own stocks in order to boost management earnings and ward off hostile take-overs, pay dividends to stockholders, and accumulate large cash and bond holdings.
Cutting taxes, deregulation, attacking unions and slashing social programs will only intensify these very trends. Time for a new understanding of our problems and a very new response to them.“
Die Angst vor dem eigenen Scoop – „Es nutzt nichts, die Presse- und Rundfunkfreiheit im Grundgesetz stehen zu haben. Es bedarf auch Journalisten und Fernsehmachern, die wissen, wie man mit dieser Freiheit umgeht. Ein Snowden-Interview ist keine Derrick-Folge, die man gerne noch ans schwedische Fernsehen verticken möchte, sondern ein solches Interview hat eine politische Dimension, die nicht nur für deutsche Fernsehzuschauer interessant ist, sondern weltweit von Interesse ist.“
Why Bitcoin Matters – NYTimes.com – „Bitcoin gives us, for the first time, a way for one Internet user to transfer a unique piece of digital property to another Internet user, such that the transfer is guaranteed to be safe and secure, everyone knows that the transfer has taken place, and nobody can challenge the legitimacy of the transfer. The consequences of this breakthrough are hard to overstate.“
Noch ein Grundlagentext zu Bitcoin
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last.fm-Beta integriert Spotify
Gerade gesehen: last.fm sind in der aktuellen Beta (soweit ich weiß nur für Subscriber) mit tiefer Spotify-Integration am Start. Mehr dazu hier. Was soweit ichs überschauen kann noch fehlt ist die Möglichkeit, Songs, Alben oder Künstler von dort aus direkt als oder in Playlists zu speichern.
Möglicherweise verabschiedet sich last.fm damit endgültig von seinem löchrigen Streaming-Angebot und integriert mit Spotify den Branchenprimus. Und wenn sie diese Funktion nur für Subscriber verfügbar machen würden, gäbe es sogar wieder einen kleinen Anreiz ein solcher zu werden oder zu bleiben. Meine jüngste dreimonatige Phase als zahlender Kunde ist bald wieder vorbei und so wirklich lohnt sich das derzeit nicht.
Ob das mein zaghaftes Vorhaben, mich verstärkt meiner Musiksammlung zu widmen und Spotify zu kündigen beeinflusst, muss sich noch herausstellen.
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Musik gekauft: Hank Williams Compilation by Pill Friends
The songs of Hank Williams, filtered through a ‘DIY-Bedroom-Musician’ filter… what’s not to like? (via Jeremy (HI54LOFI) @ Bandcamp)
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Mailpile
…die ich im August mit ein wenig Geld unterstützt habe, damit sie ihr Crowdfunding erfolgreich abschließen können, haben jetzt ein erstes Ergebnis vorgelegt: Eine Alpha-Version ihres E-Mail-Produktes, die aber schon recht eindrucksvoll zeigt, wohin die Reise geht. Das Ganze wirkt aufgeräumt, übersichtlich, smart.
Ich hoffe, es wird mir gelingen, das später selbst auf den Webspace zu bringen – sobald eine weiterentwickelte Version vorliegt, denn: „this is only for seasoned technologists at the moment. As a result, there is no easy installation process yet.“ Ich werd’s also erst gar nicht mit der Alpha versuchen. Sieht aber wirklich schon vielversprechend aus.
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Links am Sonntag vom 26.01.2014
Agora Voting Proposes a Bitcoin Based Voting System – “ Bitcoin lays down new rules, that go far beyond being a simple electronic currency. It eliminates intermediaries. It is a system of generation of information under some rules, reliable, immutable, highly distributed and hard to attack. It is based on trust in a network that operates by democratic rules.“
Mit bitcoin das Wahlcomputer-problem knacken? Bin ja skeptisch.
Die Bedeutung von Musik – Karl Bartos im Interview mit The European – „Die größte Errungenschaft der Technomusik ist, wenn mal jemand für 16 Takte die Bassdrum ausschaltet. Wenn sie dann wieder einsetzt, rastet jeder aus.“
Kleine Philosophie der digitalen Sicherheit – „Googlemail ist die Brathähnchen-Käfighaltung unter den Mailprogrammen.“
Hackers Leak A Disturbing Walmart Guide on ‘How to Silence Workers’ : Political Blind Spot – „An internal Walmart memo was leaked yesterday, describing how to discourage workers from coming together for action. This document, leaked by Anonymous “Hacktivists” demanded absolute loyalty to Walmart. It further instructed that any and all signs of worker discontent be reported to supervisors immediately.“Dieudonné | sunflower22a – „Die sogenannte politische Linke, von Sozialdemokraten über Sozialisten bis zur deutschen Linkspartei, ist abgehoben, intellektuell, akademisch, politisch korrekt – und hat vor den real existierenden Unterschichten in Wirklichkeit vor allem eines: Angst. Die sind unkultiviert, politisch unkorrekt, derb, ungebildet, mit anderen Worten: Fremdkörper im Raumschiff des politischen Systems.“
Informationsfreiheitsanfragen – Frag den Staat – „Nachdem ein Bürger auf FragDenStaat.de eine Aktenauskunft zur Prozenthürde bei der Europawahl beantragt hat, stellte ihm das Innenministerium das Papier – eine Stellungsnahme – zur Verfügung. Gleichzeitig untersagte das Ministerium jedoch unter Berufung auf das Urheberrecht eine Veröffentlichung. Damit wird ein Recht, das zur Förderung von Künstlern und Autoren geschaffen wurde, zum Instrument staatlicher Zensur umfunktioniert.“
Die Nervosität steigt.
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politische Variationen
Im Grunde genommen kann ich den Impuls, sowas machen zu wollen, gut verstehen. Auch wenn mich der Elitarismus, die postdemokratischen Anwandlungen und die da durchschimmernde Freudlosigkeit abstoßen. Aber der Wunsch, in einer Gesellschaft zu leben, in der es zumindest möglich ist, die Bedingungen des Zusammenlebens freier zu gestalten als bisher, ist eindeutig da. Und ich glaube, dass das Modell der Nationalstaaten schlicht too big to fail ist, um Veränderungen in größerem Maßstab zuzulassen. Solche Veränderungen drohten zu schlechteren Resultaten zu führen, als es die repräsentative Demokratie schon heute tut. und in Massengesellschaften ist dieses Risiko einfach zu groß.
Ich lese viel über Kryptowährungen wie bitcoin und die Möglichkeiten jenseits des reinen Geldverkehrs, die damit denkbar sein sollen. Letzte Woche hörte ich mir einen Vortrag über liquid Feedback an. Und immer wieder komme ich zu dem Schluss, dass die richtigen Disruptionen erst bevorstehen. Aber auch, dass sie zu ernsten Bedrohungen erwachsen können. So dass wir gut beraten wären, unsere Gemeinwesen kleiner zu organisieren, um die möglichen Schäden und Risiken zu begrenzen. (Die Idee, Gemeinwesen nicht mehr territorial aufzufassen, ist darin noch gar nicht enthalten.)
Vor allem aber will ich das jetzt. Oder bald. Zumindest noch zu meinen Lebzeiten. Ausprobieren, wie es sich in einem Gemeinwesen lebt, das sich solcher Werkzeuge bedient. Variationen in das System Politik einführen. Anarchischer. Direkter. Nur eben ohne Umsturz, Revolution und Gewalt.
Und wenn man bekloppt genug ist – und es sich leisten kann -, kommt man sicher auf die Idee, irgendwo künstliche Inseln zu konstruieren, sich gleichsam ins Exil zu begeben und alle anderen sich selbst zu überlassen. Das allerdings ist nicht mein Weg.
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Musik gekauft: Aunt Sis – Winnebago
Da kommt ein leichtes Califone-Feeling auf…
