Es ist eindrucksvoll, nach den Essays von Ursula Le Guin die Texte von Nick Land zu lesen. Auf der einen Seite klare Sprache, der man das Verstandenwerdenwollen abnimmt, die sich zu realen Problemen in der wahren Welt verhält; auf der anderen Seite sich selbst genügender menschenabgewandter Text, der nichts bezeichnet und nichts bedeutet.
Lands Essays werden in dem Band Okkultes Denken von Dietmar Dath und Philipp Thelsohn zusammengefasst, auf den ich im Die neuen Zwanziger Podcast stieß (genauer: dessen „Salon“, wo Stefan Schulz und Wolfgang M. Schmitt Bücher und Texte vorstellen). Land gilt als einer der Vordenker des Dark Enlightenment oder auch der Neo-Reaktion, jenen Denkschulen, die auf für mich unbestimmte Art in den USA herumwabern und die neue Rechte beeinflussen. Mich damit zu beschäftigen, schien lohnenswert.
Es war zweifelsfrei innovativ und avantgardistisch, schon 1992 mit Begriffen Cyber, Hyper, Techno und Matrix auf eine Weise zu hantieren, die heute kaum noch cringe-frei möglich ist. Diese ganze Maschinen-Science Fiction überdies noch mit Philosophie, Kybernetik, Psychoanalyse und so etwas wie Systemtheorie zu verklumpen, kann man kreativ nennen. Aber: Es bedeutet alles nichts.
Man muss The Twittering Machine von Richard Seymour als die prägnanteste Diagnostik unserer Zeit betrachten:
We are, abruptly, scripturient – possessed by a violent desire to write, incessantly
Dieses obsessive Schreiben, die Produktion von Semantik um ihrer selbst willen – nicht erst in diesem Jahrhundert und nicht erst in den sozialen Medien (Bücher sind soziale Medien) – ist, was Land betreibt. Okkultes Denken endet mit einem „Korrespondenzessay“ der beiden Herausgeber, das den eigentlich lohnenden Teil des Buches ausmachen soll, wenn ich Schulz und Schmidt richtig verstanden habe. Darauf bin ich sehr gespannt.