Schlagwort: 2018

  • Gelesen: Dirk Baecker – 4.0 oder Die Lücke die der Rechner lässt

    Dirk Baecker aktualisiert seine Thesen zur nächsten Gesellschaft in der zugänglichsten Form, die mir bislang untergekommen ist. Über 26 Thesen hinweg untersucht Baecker verschiedene Einrichtungen und Formen der Gesellschaft, über ihre Strukturform (das Netzwerk), ihre Kulturform (die Komplexität), diverse Funktionssysteme wie Politik und Wirtschaft bis hin zu eher speziellen Formen wie dem Sport, der Gesundheit und dem Witz.

    Dabei werden stets die vier großen Medienepochen der Sprache (in der Stammesgesellschaft), der Schrift (in der Antike), des Buchdrucks (moderne Gesellschaft) und der digitalen Medien (die nächste Gesellschaft) miteinander verglichen. Hier von einer soziologischen Vogelperspektive zu sprechen, ist schon fast eine Untertreibung. Orbital wäre angemessener.

    Baecker lässt aber keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass es sich um Thesen handelt. Auch als Leser denkt man durchweg ‚Könnte sein, muss aber nicht‘. Der zugrundelegende Gedanke, dass Netzwerke zunehmend Funktionssysteme als gesellschaftsprägende Strukturen ablösen, hat aber seinen Reiz. Erst heute kam mir der Gedanke, wie ungewöhnlich zum Beispiel der Wiedereintritt von Friedrich Merz in die höchste Ebene der Politik nach einem Jahrzehnt ist. Gut erklärbar ist er hingegen durch die Stabilität von Netzwerken wie dem des „Andenpakts“ und persönlicher Beziehungen zu Personen wie Schäuble, Oettinger etc.

  • Gelesen: Classic Science Fiction Stories


    Kurzgeschichten sind das ideale Format des science fiction-Genres, das ist eine Binse.

    Zugleich hing immer dem Klischee an, scifi altere schlecht. Dafür sprechen Werke wie Asimovs Foundation, Stranger in a Strange Land, oder The Moon is a harsh Mistress, die mir alle nicht zusagten, auch weil sie so altbacken wirken.

    Diese Reclam-Ausgabe vereint ein gutes dutzend stories, von denen keine nach 1970 erschienen ist – und sie sind alle gut, viele sogar sehr gut.

    Natürlich spielen viele von ihnen mit Ideen, die damals sicher noch originell sind, es heute aber nicht mehr wären. Aber genau diese Pionier-Stellung ist spürbar und bereitet beim Lesen Freude.

  • Gelesen: Anarchismus hoch 2 von Bernd Drücke (Hg.)

    Interviews und Gespräche mit interessanten Protagonistinnen, Publizisten, Aktivistinnen des Anarchismus. Darunter etwa Antje Schrupp, Konstantin Wecker, Gerhard Seyfried. Ein schönes Buch.

  • Gelesen: Chantal Mouffe – Für einen linken Populismus

    Angeregt durch dieses Interview habe ich das dazugehörige Buch erworben. Es fügt der im Interview ausgearbeiteten Grundthese im Grunde nicht viel hinzu. Anhänger von „Aufstehen“ finden das bestimmt super.

  • Gelesen: Tom Hillenbrand – Hologrammatica

    Mit Hologrammatica folgte ich mal wieder einer Empfehlung der Science Fiction/Fantasy-Rundschau des Standard. Normalerweise mag ich keine Krimis oder Detektivgeschichten – zumal nicht im SciFi-Genre – weil ich sie zu klischeeüberladen finde.

    Hologrammatica beginnt zwar dem Klischee des Hard Boiled Detektivromans entsprechend (mysteriöse Klientin erscheint im Büro des Ermittlers mit einem Auftrag), umschifft danach aber die üblichen Genremotive, oder frischt sie auf.

    Ebenfalls genretypisch: Jede Information, die im Laufe der Geschichte egal wie beiläufig präsentiert wird, ist irgendwann von Bedeutung. Das kann Spaß machen, weil man als Leser miträtselt, oder nerven, wenn alles etwas zu offensichtlich ist. Hier macht es vor allem Spaß, weil Tom Hillenbrand einen wahrhaft komplizierten Fall in meisterhafter Weise vor dem Leser entfaltet.

    Milder Spoiler: Erst ab etwa der Mitte des Romans tritt das Thema KI/Singularität in den Vordergrund und es wird hier so gut gehandhabt, wie ich es bislang nur in Matthew De Abaituas The Destructives gelesen habe.

  • Gelesen: Hannah Arendt – Die Freiheit, frei zu sein

    Mit Hannah Arendt habe ich ja immer so meine Schwierigkeiten, weil mich das unbelegte Herumphilosophieren so stört. Die Freiheit frei zu sein, die im Wesentlichen aus der Freiheit von Not und Angst besteht, ist aber ein gutes Büchlein, das man locker an einem halben Nachmittag durchlesen kann.

  • Gelesen: Marc-Uwe Kling – Qualityland

    Für meinen Geschmack zuviel Klamauk und zuwenig gute Geschichte.

  • Gelesen: Juli Zeh – Unterleuten

    Bei der Lektüre von Unterleuten habe ich gelernt, wie sehr es ich schätze, wenn Figuren wirklich gut geschrieben sind. Das gelingt Juli Zeh mit nicht gerade kleinen Zahl von Figuren in Unterleuten ganz ausgezeichnet. Ein wirklich hervorragendes Buch. Vielleicht sogar ein Gesellschaftsroman, das wird die Zeit zeigen.

  • Gelesen: Montaigne – Essays

    Montaigne las ich, weil seine Essays im Vorwort von Senecas Letters from a Stoic als Beispiel für neuzeitliche stoische Schriften angeführt wurden. Er war allerdings ein schlimmer Schwätzer, der sich ausufernd zu allem äußerte, was ihm durch den Kopf schoss. Nur gelegentlich klug oder gar unterhaltsam.

  • Gelesen: D.T. Suzuki – Essays in Zen Buddhism I

    Gelesen wegen der Referenzen in der John Cage-Biographie Where the Heart beats. Schon vor einer Weile begonnen, dann weggelegt, nun im Urlaub aber schnell vollendet.