• gegen regierung

    Adam Przeworski in seinem Newsletter (leider bei substack):

    The American society does not have the technology for opposing governments.

    Ein interessanter, weil zunächst kontraintuitiver Gedanke. Schließlich bewaffnet sich die Hälfte der amerikanischen Gesellschaft ja vor allem gegen das vermeintlich drohende Regime.

    Waffen sind aber keine Institutionen. Gesellschaftlich ermöglichen sie lediglich Bürgerkrieg. Przeworski weiter:

    In some, mainly Scandinavian, countries there are elaborate systems of corporatist bargaining that process demands of the opposition. In some other countries (..) the main technology of the opposition are strikes and street demonstrations.

    Demonstrationen gab es in den USA natürlich auch, sogar schon in der aktuellen Amtszeit von Donald Trump, aber wie Przeworski auch schreibt: das Land ist sehr groß, ein Marsch auf Washington schwer zu organisieren.

    Mobilisierung richtet sich kaum jemals gegen bestimmte und konkrete Policies, sondern hat allgemeineren Bewegungscharakter wie etwa im Fall von Black Lives Matter. Sie richtet sich also nicht so sehr gegen die Regierung, sondern an die Gesellschaft.

    Fediverse reactions
  • Fredericia

    In Fredericia haben sie Soldaten als Ampelmännchen, mit Gewehr und aufgesetztem Bajonett.

    Pfadabhängigkeit schreibt es vor, dass der Status der Festungsstadt auch nach rund zwölf Generationen noch zelebriert werden muss. Vergangenheit abzuschütteln ist schwierig, zumal wenn sie so imposant als Wall mit Turm dasteht.

    Wir haben hier einen Tag verbracht, genau die richtige Dauer. Morgen geht es nach Aarhus.

    Fediverse reactions
  • 8 Std Tag

    This is a shockingly understaffed clinic. I don’t understand why the syndics don’t request some more postings from the Medical Federation, or else cut down the number of admissions; some of these aides and doctors are working eight hours a day!

    Aus The Dispossesed von Ursula K. Le Guin

    Fediverse reactions
  • lichtspielhaus

    lichtspielhaus

    Ein Stück aus dem Jahr 2006, lange vergessen. Heute begann es mir zu gefallen. Daher die spontane Veröffentlichung.

    Fediverse reactions
  • today i learned

    McLusky haben ein neues Album. Das erste seit 2004.

    via kopfzeiler.org

    (hier ein Meme mit verblüffter Katze oder so denken)

    Die hab‘ ich auch mal vor einem halben Leben im Forum Bielefeld gesehen. Erster Eindruck: Sie können’s noch:

    Gerade versucht, die Platte bei Bandcamp zu kaufen:

    Sind das diese Zölle? Dann gehe ich wohl am Wochenende in den hiesigen Plattenladen *grusel*

    Fediverse reactions
  • 29. April 2025

    Heute Abend wärmer als gestern. Draußen nur Vögel, besonders Krähen, keine Menschen, anders als am Wochenende.

    Wie schläft der Kanzler? Wo speist der kommende Fraktionsvorsitzende? Wer leitet bald die Büros? Wer reinigt sie?

    Die Nachbarschaft ist drinnen, oder unterwegs, beschäftigt oder erschöpft. Keine Zusammenkunft keine Zusammenheit, kein Gespräch am Nachbarzaun oder von Balkon zu Balkon. Ohnehin nie. Keine Einladung zum Abendessen oder zum Grillen. Macht sowas überhaupt noch jemand?

    Die Einordnungen der Korrespondenten und Berichterstatterinnen. In der Partei regt sich Unmut. Der Arbeitnehmerflügel sei unterrepräsentiert.

    Ich versuche zu verorten, wo die Bäume, die ich von meinem Platz aus sehe, in der Nachbarschaft stehen. Früher standen hier mehr. Früher stand hier eine Schule. Sicher klang es hier anders.

    Sie alle sprechen, verhandeln, schreiben jetzt gerade. Die Maschinerie rattert nicht, sie rechnet. Kühl. In Berlin, Düsseldorf, München, Frankfurt. In ICEs und Airports. E-Mails und Slidedecks. Die Verbände und die Tarifpartner. Parteimitglieder suchen ihre Logindaten.

    Jetzt ein Motorengeräusch in der Ferne. Sicher von der Elsa-Brändström. Oder doch von der Hattinger, wo jetzt eine Straßenbahn auch so klingt, als käme das Geräusch aus der entgegengesetzten Richtung. Alles täuscht.

    Verträge, Features, Kommentare, Newsletter, Briefings. Niemand glaubt ernsthaft, dass irgendjemand glaubt, es würde etwas besser werden.

    Warum ist bloß kein Mensch da? Jetzt sind doch die guten Abende. Morgen wird die SPD entschieden haben. Dann noch wenige Tage, bis die neue Bundesregierung ins Amt kommt. Welcher Unterschied sollte schon spürbar sein?

    Die meisten haben nicht einmal eine Idee, was es sein könnte, das besser werden sollte. Die naheliegende Antwort – das Leben der Menschen – scheint zu abwegig, abgeschmackt, fast religiös.

    Fediverse reactions
  • Simon Reynolds – Retromania

    Simon Reynolds – Retromania

    Grace G. and Grace Parker at Lake City, Sept. 1900. Theresa Babb, 1900

    Retromania entlieh ich, weil Alexander Matzkeit in seinem Beitrag Das Ende der Hyper-Stasis? darauf und auf den von Reynolds geprägten Begriff eben jener Hyper-Stasis (in der deutschen Übersetzung Hyperstase) verwies. Schon die Einleitung seines Textes holte mich in meinen momentanen Themen außerordentlich gut ab:

    Alles beschleunigt, aber nichts verändert sich. Das ist das dominante Zeitgefühl der Postmoderne, spätestens seit Beginn des neuen Jahrtausends. Die Krisen mögen zunehmen, die Computerchips kleiner werden, aber wann war das letzte Mal, dass wir in der nördlichen Hemisphäre wirklich das Gefühl hatten: Oh, das ist neu, und das wird alles verändern?

    Reynolds zeichnet die Popgeschichte minutiös entlang ihrer Verweise, Bezüge, Referenzen, Zitate nach und spitzt diese Entwicklung auf seine These zu, wonach Originalität und Innovation zuletzt und vor allem im neuen Jahrtausend (das Buch ist aus 2011) weitgehend unter die Räder gekommen sei.

    Ich finde dieses Auftürmen von Nerdwissen – ähnlich wie bei Monolithic Undertow – immer leicht anstrengend, weil es sich in meiner unfairen Bewertung um unnützes Wissen handelt, was natürlich Unsinn ist. Aber Retromania nimmt für mich eben erst nach rund 350 Seiten Gestalt an, wenn Reynolds seiner akribischen Geschichtsforschung den theoretischen Unterbau hinzufügt. Hier werden zahlreiche hochinteressante Verweise auf Essays und Theoretiker gezogen, erst hier fällt auch der Begriff der Hyperstase.

    Interessant ist hier etwa das Argument, wonach musikalische Innovation sich in den vergangenen Jahren mehr in Technologie – von MP3 bis Spotify – ausgedrückt hätte als in der Musik selbst. Das knüpft an meinen Eindruck an, wonach Innovation in der gesamten Gesellschaft inzwischen ausgelagert ist in den digitalen Raum, während die Lebenswelten im langen zwanzigsten Jahrhundert verharren dürfen und sollen. Die aktuellen politischen Debatten illustrieren dies eindrucksvoll.

    Interessant ist aber auch dieser Absatz, der mich unangenehm klar beschreibt:

    Es ist kein Zufall, dass atmosphärische Instrumentalmusik in den letzten fünf Jahren in den über Blogs vermittelten Szenen in Europa und Nordamerika immer populärer wurde. Diese Gruppen lehnen ihre Musik an den Space Rock der 60er und 70er, New Age und Library Music an. Eine ganze Generation ist in Erscheinung getreten, die das Gefühl hat, nichts zu sagen zu haben; sie macht Musik, bei der es weder darum geht, sich von inneren Zwängen frei zu machen, noch gegen soziale Beschränkungen zu rebellieren.

  • Bad Oeynhausen

    Familienfeier in der Stadt mit dem Herzzentrum. Kurpark, Umgehungsstraße. Die seltsame Abwicklung westdeutscher Mittelstädte; kein Ver- oder gar Zerfall, aber auch kein … Fortschritt.

    In Dortmund dann langes Warten auf den Schienenersatzverkehr an einem Busbahnhof von unwirklicher, müllverwehter Tristesse.

    Dort auch die unangenehme Gemeinschaftsbildung wartender Menschen, die sich stets gegen jemanden – Busfahrer, Servicemitarbeiter – zu richten droht.

    Fediverse reactions
  • write.as: Vom Schreiben

    write.as: Vom Schreiben

    Fukurokuju Writing with His Head. Tsukioka Yoshitoshi, 1822. Public Domain.

    Ein schöner Text über das Schreiben, gefunden auf einem write.as-Blog nämlich dem eines gewissen Count Fenrig:

    What finally clicked and allowed me to move forward, at least so far, was surprisingly simple: I had to find ways to allow myself to be terrible.

    Und:

    Ultimately the magic bullet for me to start writing for real is to realize that no matter what I do, someone will dislike it.

    write.as versteht sich als eine Indieweb/Fediverse-Alternative zu Medium. Ich habe einfach mal den Full Feed aller write.as-Blogs abonniert. Noch nicht zuviel und jede Menge neuer, oft interessanter Content von mir unbekannten, oft anonymen Leuten.

    Fediverse reactions
  • Gerne gelesen: Nils Westerboer – Lyneham

    Gerne gelesen: Nils Westerboer – Lyneham

    Nils Westerboer wurde bereits für Athos 2643 mit dem deutschen Science-Fiction-Preis geehrt und sein jüngstes Werk gefällt mir sogar noch besser.

    Es ist Science Fiction, die den großen, epischen Wurf nicht scheut, und zugleich das Kunststück vollbringt, eine Kleinfamilie in den Mittelpunkt ihrer Geschichte zu setzen und sie zu großen Teilen aus kindlicher Perspektive zu erzählen, ohne dabei zu nerven, sondern stets mitzureißen.

    Westerboers Stil ist auf eigentümliche Weise deutsch, was wahrscheinlich nur heißt, dass der Text erkennbar nicht übersetzt wurde, sondern den unverkennbaren Stil des Autors unverfälscht scheinen lässt. Zum Stil zählen auch die wunderbaren Namen; von Orte, Lebewesen, die oft in einem seltsamen Scifi-Italienisch gehalten sind. Sehr schön fand ich das.

    Zu guter Letzt strotzt die Geschichte nur so vor guten und spannenden Ideen aus den Bereichen Wissenschaft, Gesellschaft, Philosophie und Politik. Science Fiction im besten Sinne also.

    Wie ich sehe, hat inzwischen auch der große Dietmar Dath Lyneham hymnisch besprochen:

    Ein Meilenstein hiesiger Science-Fiction: In dem Roman „Lyneham“ schickt Nils Westerboer die auf und an der Erde gescheiterte Menschheit ins kosmische Exil.

    Nils Westerboer zu kennen, verdanke ich dem Podcast Sprawl Radio; in einer der jüngeren Folgen sprechen die beiden Hosts mit Westerboer über Lyneham.

    Fediverse reactions