• Verlinkt: mehr als mal eben meßbar. Politische Kommunikation in Facebook

    Auch hier greift wieder die Diagnose, daß es nicht um »Politikverdrossenheit« geht, sondern um einen Bedeutungs- und Legitimitätsverlust hergebrachter politischer Form, Struktur und Kommunikation. Auch die politische Öffentlichkeit unterliegt einem strukturellen Wandel. Parteien und offiziöse Institutionen bündeln nicht mehr exklusiv die Willensbildung des Volkes; einfach die politische Gatekeeping-Funktion auch bei Facebook wahrnehmen zu wollen, einfach ein dezentrales, emergentes Beziehungsgeflecht mit Metriken einer Top-Down-Kommunikation zu beurteilen, muß scheitern.

    Via FXNeumann

    Parteien scheinen – im Netz generell – eigentlich nur zwei Gruppen anzuziehen: die entschiedenen Gegner, die dann oft als Nörgler wenn nicht Trolle auftreten und die eigenen Mitglieder bzw. Sympathisanten, die recht pauschal liken und beklatschen. Diejenigen, auf die es ankommt, weil man sie noch überzeugen muss oder kann, die unpolitischen, die unpolitisierten, finden dem Augenschein nach kaum statt. Womöglich auch, weil die Filter-bubble-Architektur sozialer Medien sie dort kaum jemals mit Politik in Berührung kommen lässt.

    Das von Felix gewählte Beispiel der Guttenberg-Solidarisierungswelle halte ich für unpassend, weil es so völlig unpolitisch war. Es hätte dabei ebenso gut um Till Schweiger oder Sido gehen können (nur kommt es in deren Metiers ja nicht auf Doktorarbeiten an). Reiner Personenkult bar jeden Inhalts.

  • Verlinkt: Die verlorene Unschuld der Baugemeinschaften

    Jüngere Beispiele zeigen auch, dass sich die Sensibilität von Baugemeinschaften für gewachsene Kiezstrukturen mitunter nicht von der profitorientierter Projektentwickler unterscheidet. So setzte sich in Pankow eine Baugemeinschaft trotz massiver Widerstände der Kleingärtner und von Kiezaktivisten damit durch, einen Teil einer Kleingartenanlage (Famos) als Baugrundstück zu erschliessen und die Kleingärtner zu vertreiben.

    via Die verlorene Unschuld der Baugemeinschaften | pankower gentrification blog.

  • Der Marienthaler Dachs

    »Der Dachs in Zahlen: 28 Meter lang (ungeschnitten) 61 cm breit 86.908 Wörter 516.974 Zeichen (mit Leerzeichen)  = knapp 10% länger als Faust 1+2 zusammen; aber nur halb so lang wie Karl Kraus‘ „Die letzten Tage der Menschheit“ 17 Darsteller- Rollen«

    postdramatiker.de

  • Parteiendämmerung (‘Bürgerdialog’ reflektiert)

    Die Berliner Grünen mit ihrer ‘Da müssen wir ran’-App im vergangenen Abgeordnetenhauswahlkampf, die CDU mit ihrem Zukunftsdialog (“ich nehme das mit”) und neuerdings dem ‘Tele-Townhouse’, die SPD mit dem ‘Bürgerdialog’: Parteien versuchen mit immer neuen Ideen und Verfahren, Bürgerinnen und Bürger in die Willensbildung und Ideenfindung einzubinden.

    Mit anderen Worten: Sie trauen ihrer eigenen Meinungsbildungs- und Lösungsfindungskompetenz (und auch ihrer Fähigkeit, Mitglieder zu werben) nicht mehr und entleeren sich inhaltlich gewissermaßen selbst: “Wir wissen es nicht, sagen Sie es uns.“

    Das Verfahren der innerparteilichen Willensbildung – Anträge, die ihren Weg gehen von der Basis über Parteitage –, wird endgültig ausgehebelt, galt schon lange nicht mehr viel und klingt ja auch furchtbar verstaubt (“Antrag, allein das Wort schon…”). Das wofür man eigentlich Partei sein sollte, wird nur noch von wenigen aktivsten Mitgliedern betrieben.

    Die Mitgliedschaft gilt im Rahmen solcher Beteiligungsverfahren (mithin: Verfahren, die beteiligen wollen, oder dies vorgeben) noch weniger als bislang schon, spielt mitunter gar keine Rolle, oder soll Passanten zum Ausfüllen von Kärtchen animieren.

    Das Versprechen, dass die Botschaft auf jenem Kärtchen dann irgendwie in das Wahlprogramm der SPD einfließen könnte, wertet die Parteimitgliedschaft ein weiteres Mal ab. Denn während der Zeitrahmen zur Mitwirkung am Wahlprogramm über den Weg der Antragstellung diese praktisch schon nicht mehr zulässt, kann man (übrigens ja auch als Parteimitglied) sich mittels des Kärtchen-Ausfüllens einem hochgradig intransparenten Lotterieverfahren unterwerfen, um vielleicht doch noch etwas einzubringen, was man für wichtig hält.

    Die damit einhergehende Hinwendung zum Bild eines partizipativen Bürgers ist zugleich eine Abwendung von all jenen, die von Parteien einfach Lösungen erwarten, ohne ihnen erst erklären zu müssen, worin die bestehen. Parteien verwechseln das Diffundieren ihrer selbst in der Gesellschaft bis zur Unkenntlichkeit mit der Verästelung, der Vernetzung, bei der sie immer als Partei erkennbar blieben.

  • „das letzte wich­tige Teil­sys­tem der Gesell­schaft vor Kunst und Reli­gion, das noch nicht digi­ta­li­siert ist“

    Christoph Kappes über Politik

  • “Beim Lesen”

    “Was zuweilen am meisten fesselt, sind die Bücher, die zum Widerspruch reizen, mindestens zum Ergänzen: – es fallen uns hundert Dinge ein, die der Verfasser nicht einmal erwähnt, obschon sie immerzu am Wege liegen und vielleicht gehört es überhaupt zum Genuß des Lesens, daß der Leser vor allem den Reichtum seiner eignen Gedanken entdeckt. Mindestens muß ihm das Gefühl erlaubt sein, das alles hätte er selber sagen können. Es fehlt uns nur die Zeit, oder wie der Bescheidene sagt: Es fehlen uns nur die Worte. Und auch das ist noch eine holde Täuschung. Die hundert Dinge nämlich, die dem Verfasser nicht einfallen, warum fallen sie mir selber erst ein, wenn ich ihn lese? Noch da, wo wir uns am Widerspruch entzünden, sind wir offenbar die Empfangenden. Wir blühen aus eigenen Zweigen, aber aus der Erde eines andern. Jedenfalls sind wir glücklich. Wogegen ein Buch, das sich immerfort gescheiter erweist als der Leser, wenig Vergnügen macht und nie überzeugt, nie bereichert, auch wenn es hundertmal reicher ist als wir.“

    Aus: Max Frisch, Tagebuch 1946 – 1949

  • Verlinkt: die SPD und ihre Kandidaten

    „Vor diesem Hintergrund gibt es wohl nur noch eine sozialdemokratische Option, die Bundesregierung herauszufordern: Die SPD-Linke, organisiert in der Parlamentarischen Linken, PL, und dem Forum Die Linke in der SPD, DL 21, müsste eine eigene Kanzlerkandidatin oder einen eigenen Kanzlerkandidaten in den Ring werfen, der eine klare sozialstaatliche Handschrift führt und der Bevölkerung und der Parteibasis die oben skizzierten Zusammenhänge vermittelt“

    via Wirtschaft und Gesellschaft

  • Rechenschaft

    „Netzwerke haben zwar gegenüber starren Organisationen viele Vorteile, aber einen gravierenden Nachteil: Man kann sie nicht zur Rechenschaft ziehen.“

     via Semantik wirkt (!!!) | Sozialtheoristen

    (Genau das ist auch das Problem mit all den dezentralen Facebook-Alternativen, an denen bislang (erfolglos) herumgeschraubt wird. Schon die Kritik an Facebook ist groß, aber auf die (den? das?) kann man zumindest mit dem Finger zeigen. Aber wie soll das laufen, wenn man sich bei einem von womöglich tausenden von Nodes – zudem privat betrieben – anmelden kann?)