Man findet sich dann also in der höchst albernen Situation wieder, niederzuschreiben, dass man sich mit jemandem, der sich für homophob und diesen Sachverhalt für gut so erklärt, in keiner Weise befassen werde, diesem Menschen und seinem Pamphlet nicht die geringste Aufmerksamkeit zukommen lassen wolle. Man ärgert sich fast ein wenig über jede Verlinkung, jeden share und jeden Artikel über dieses Machwerk, weil dadurch die Aufmerksamkeit und die Klicks auf eben jenen Artikel und damit einhergehend die Werbeeinnahmen des verantwortlichen Presseorgans immer höher geschraubt werden.
Zugleich ist man zutiefst überzeugt vom hohen Gut der Meinungsfreiheit und des gesellschaftlichen Diskurses. Auch solche Meinungen müssen geäußert werden dürfen und ob man damit einverstanden ist oder nicht, spielt dabei nicht die geringste Rolle. Dann muss ihnen widersprochen werden dürfen. Und in der Summe oder über die Zeit hinweg entsteht dabei ein neuer gesellschaftlicher Sachstand. Idealerweise. Irgendwie.
Man vergegenwärtigt sich, dass es gut ist, mit anderen Meinungen als den eigenen konfrontiert zu werden. Die einem zwangsläufig nicht gefallen werden, weil es nicht die eigenen sind. Aber nur durch Konfrontation mit anderen Meinungen, mit dem Ausbruch aus der Filterblase bekommt man Denkanstöße, wird herausgefordert, hinterfragt sich, oder: widerspricht. Nur so ist dieser Diskurs schließlich möglich.
Man wird durch einen Blick auf die Leserkommentare unter dem in Rede stehenden Artikel daran erinnert, wie anstrengend das ist. Die ganze Selbstgerechtigkeit, Gehässigkeit, auch Dummheit. Anschließend schilt man sich ob der eigenen Arroganz. Und ertappt sich dabei, mehr sich selbst zu widersprechen als den anderen.