Kategorie: Uncategorized

  • 200310

    Der erste Urlaubstag zuhause, mit diversen Alltagsverrichtungen wie Großeinkauf und Wäsche waschen und – anders als im Hotel – selbst kochen.

    Während einer Busfahrt aus Wattenscheid nach Weitmar knipste ich ein paar mal aus dem Fenster, weil das Wetter so vortrefflich zur Gegend passte. Und ich mag Regen!

    Außerdem hörte ich endlich das schöne neue Album der Gruppe Die Sterne und fand mich besonders von dem Titel Du musst gar nix angesprochen.

    Better Call Saul unternimmt in Episode 4 die zu erwartenden Verästelungen. Sicher die beste TV-Serie, die es derzeit zu sehen gibt.

    Disney+ werde ich hingegen vorerst ignorieren – zumindest, bis es dort neuen Marvel-Content gibt. The Mandalorian interessiert mich nicht, weil mich Star Wars nicht mehr interessiert.

  • Angekommen #Spiegelau20

    Im Januar 2018 haben wir einen Skiurlaub im Bayerischen Wald, im schönen Städtchen Spiegelau gemacht. Damals stand ich zum ersten Mal auf Ski, überhaupt war das mein erster Winterurlaub. Wir fanden es so schön, dass wir uns vornahmen, hier jedes Jahr herzufahren.

    Das hat nun leider im Folgejahr schon nicht geklappt, denn da hielt uns der Umzug von Berlin nach Bochum in Beschlag.

    Jetzt sind wir aber endlich wieder in Spiegelau, erneut fast problemlos mit dem Zug angereist, im Februar/März anstatt Januar, entsprechend taut die Schneedecke gerade. Aber auf der benachbarten Loipe waren Fahrer zu sehen und sofort hätte ich mich am liebsten dazugesellt.

  • 200313

    Das öffentliche Leben wird immer weiter heruntergefahren und ich bin gespannt, was überhaupt noch los ist, wenn ich Montag wieder arbeite.

    Die Gesundheit meiner Ohren stand heute im Vordergrund, als ich in einer Hörprüfkabine (siehe Abbildung) Zahlen und einsilbige Worte nachsprechen musste. Die Ergebnisse sind … erwartungsgemäß.

    Und sonst? Habe ich mich für die Kommunalwahl im September (fingers crossed, Corona) als Wahlhelfer gemeldet. Angestoßen durch den jüngsten Journaleintrag der Kaltmamsell.

    Was war heute noch lesenswert?

    • Race and Class – ich freue mich immer über Einblicke in die mir fremde aber interessante Welt der Pen und Paper-Rollenspiele.
    • Slack – Vom Nutzen und Schaden von Fettpolstern – Stefan Kühl hat jüngst den sehr instruktiven (und dank des Hosts Andreas Hermwille auch unterhaltsamen) Podcast Der ganz formale Wahnsinn zum Thema Organisationssoziologie gemacht. Regelmäßig schreibt er aber auf für den guten alten Sozialtheoristen-Blog.

    Weil das Geisterspiel Arminia – Osnabrück ausfällt, schaue ich nachher den Film Parasite.

  • Die Zehnerjahre musikalisch Part IV

    Ist das hier die Resterampe? Keineswegs, das hier sind vor allem die zwei besten Hiphop-Alben des Jahrzehnts – beides allerdings keine Überraschungen für Kenner des Genres, nehme ich stark an.

    Triclops! – Helpers On The Other Side

    Aber beginnen wollen wir mit den einzigen Vertretern härterer [[Musik]] in dieser Auflistung, Triclops!, von denen ich nicht das geringste weiß, außer, dass sie vollkommen überdrehten Progrock mit Punk-Einschlag, oder umgekehrt machen.

    Kendrick Lamar – To Pimp a Butterfly

    Was soll ich hierzu groß schreiben? Ein Meisterwerk. Man muss dieses Album hören und nochmal hören und nochmal und immer wieder hören. Es ist brillant und berührend.

    Run The Jewels

    Das erste Run The Jewels-Album hingegen war vermutlich keine lyrische Offenbarung, aber in Sachen Produktion und Reimkunst für meinen begrenzten Rap-Horizont eine Offenbarung. Außerdem das beste, wenn es um Motivation und Antrieb geht.

    Radiohead – The King of Limbs

    Achja, Radiohead. The King of Limbs ist für mich so etwas wie ihr Zen-Album, was vor allem die Live-Darbietung von Songs wie Bloom spüren ließ. Die From the Basement-Aufnahmen haben mir ungemein geholfen, das Album wirklich schätzen zu lernen.

    Und dann war da noch Separator, der die Tradition überirdisch guter Schlusssongs fortsetzt – und den ich ohne Weiteres in die Top10-Radiohead-Songs einreihen würde:

  • Die Zehnerjahre musikalisch Part I

    Bis letzte Woche war mir gar nicht so richtig bewusst, dass ja bald dieses Jahrzehnt endet. Damit deckt mein heißgeliebtes last.fm-Profil, das ich seit 2004 mein Eigen nenne, erstmals ein kalendarisches Jahrzehnt ab.

    Allerdings habe ich in den vergangenen Jahren zumindest gefühlt immer weniger vor allem neue Musik gehört und erworben, so dass ich erst befürchtete, überhaupt keinen Rückblick auf diese zehn Jahre hinzubekommen.

    Das hat sich natürlich als Unsinn herausgestellt. Mit diesem Beitrag eröffne ich folglich meinen Rückblick auf ein Jahrzehnt Musik. Insgesamt dürften rund zwanzig Künstler und Alben zusammenkommen, die es vorzustellen lohnt. Alles andere erschiene mir exzessiv.

    Simon Pyke – Slow Glow I

    Ein Genre, was ich im vergangenen Jahrzehnt viel und gerne gehört habe, ist die funktionstüchtige Rausch- und Knarzmusik, die gemeinhin Ambient genannt wird. Nun ist diese Art von Musik nicht außerordentlich anspruchsvoll in der Produktion. Ich mag beispielsweise die Musik von Mantle, die monotoner nicht sein könnte – nahe dran an einfachem weißen Rauschen, wie man es sich von einer App vorspielen lassen kann.

    Simon Pyke gelingt es hingegen, seinem ohnehin schon exzellent klingenden Brummen eine minimale Prise an Pop-Sensitivität hinzuzufügen. So wenig, dass man es ignorieren kann und gerade so viel, dass es auffällt, wenn man richtig hinhört.

    Liars – WIXIW

    2001 und 2002 entdeckte ich – dank Filesharing und dem damals noch hochinstruktiven Onlinemag Pitchfork – zwei überragende Debütalben, nämlich Turn On The Bright Lights von Interpol und They Threw Us All in a Trench and Stuck a Monument on Top von Liars.

    Beide Bands und Alben wurden auch mit Blick auf ihre unverkennbaren Post-Punk-Vorbilder rezipiert und so entdeckte ich (wiederum dank Pitchfork) auch Bands wie Joy Division, Buzzcocks, Gang of Four und Wire. Vor allem Wire. Das war musikalisch eine tolle Zeit.

    Interpol wurden für mich schon ab ihrem zweiten Album uninterssant, Liars aber hörten nicht auf, sich neu zu erfinden und interessant zu bleiben, mal mit dem Blocksberg-Konzeptalbum They Were Wrong, So We Drowned, mal mit ihrer Trommel-Huldigung Drum’s Not Dead.

    Ihren kreativen Höhepunkt erreichten sie für meinen Geschmack aber mit den Alben Sisterworld und WIXIW: Opulent produzierter Artrock, krautig, elektronisch, exaltiert.

    Four Tet – There Is Love in You

    Kieran „Four Tet“ Hebden kenne ich seit dem Album Pause, welches wie ich gerade sehe, nicht aus den späten Neunzigern, sondern von 2001 ist. Irgendwann jedenfalls zwischen Pause und There Is Love In You wurde ich gewahr, dass Four Tet sich als DJ und Producer und nicht lediglich als einer dieser Schlafzimmertüftler versteht. Wirklich verstanden habe ich das aber erst mit dem 2010er-Album There Is Love On You und dem fulminanten Neunminüter Love Cry.

    L’Orange: The Orchid Days

    Die bedeutendste Quelle für den Erwerb digitaler Musik wurde für mich im Laufe der letzten zehn Jahre die Plattform Bandcamp. Nicht nur, weil das Angebot wuchs, da immer mehr Künstler, Bands und vor allem Labels ihre Vorzüge entdeckten, sondern weil Bandcamp immer besser darin wurde, sein Angebot zu kuratieren und zugänglich zu machen – etwa durch Blogposts, Radioformate und dezente Social Networking-Funktionen wie die Möglichkeit, anderen Nutzern der Plattform zu folgen.

    Jedenfalls muss ich durch irgendeine dieser Funktionen circa 2014 das Hiphop-Label Mello Music Group und dessen Produzenten L’Orange entdeckt haben, der bevorzugt pre-1950s Jazz und Soul sampelt. The Orchid Days ist L’Orange pur, aber seine etlichen Kollaborationen mit MMG-Rappern sind ebenfalls ganz wunderbar.

    beak> – >>

    Es gibt nur wenige neuere Bands, denen ein Krautrock-Sound zugeschrieben wird, wie er mir zusagt. Meistens will ich dann nur Can hören. Beak> ist eine der wenigen Ausnahmen. Der Gruppe um Geoff Barrow von Portishead gelingt der richtige, treibende aber repetitive Rhythmus – angereichert mit klangvollem Georgel und recht unambitioniertem Gesang, was sich weitaus besser anhört, als es sich hier … anhört.

    Beak> ist im übrigen die einzige hier aufgeführte Band, die ich im Radio entdeckte und zwar bei einer spätabendlichen oder nächtlichen Autofahrt auf Radio1. Das weiß ich noch, weil ich mir ja irgendwie schnell notieren musste, wie die Gruppe eigentlich heißt.

  • last.fm 2019

    Wie an jedem letzten Tag des Jahres lasse ich auch heute das vergangene Musikjahr Revue passieren und nutze dafür mein Profil bei last.fm. Zu den älteren musikalischen Jahresabschlüssen geht es hier.

    In diesem Jahr habe ich sehr unerwartet (den Anlass erinnere ich tatsächlich nicht mehr) nach vielen Jahren Guided by Voices wiederentdeckt. Und wenn man erst mal anfängt, die unzähligen Alben voll mit sehr vielen Songs, Songskizzen und Songfragmenten zu hören, dann kommt auch schnell eine stattliche Zahl zustande.

    Früher hörte ich bevorzugt die etwas geschliffeneren GbV mit Songs wie The Best of Jill Hives oder Useless Inventions. In diesem Jahr lernte ich die Beatles des LoFi erst richtig kennen und schätzen und hörte die Alben Bee Thousand und Alien Lanes exzessiv.

    Ebenfalls eine Wiederentdeckung nach langer Zeit: DJ Shadow. Der veröffentlichte dieses Jahr etwas neues, was mir zwar nicht gefiel, aber Anlass gab, die Endtroducing und vor allem die noch etwas ältere Kollektion früher Singles Preemptive Strike viel zu hören. Wahre Sampling-Meisterschaft.

    Und die dritten im Bunde, was die Rückbesinnung auf Vergangenes betrifft, sind die Talking Heads. Für die gilt zwar nicht, dass ich sie lange nicht gehört hätte, aber zumindest habe ich mich 2019 besonders auf die drei Alben More Songs about Buildings and Food, Fear of Music und Remain in Light konzentriert- vor allem das wirklich herausragend gute letztgenannte.

    Aus dem vielen Ambient, den ich in diesem Jahr gehört habe, sei ganz besonders die Kollektion Kankyō Ongaku: Japanese Ambient, Environmental & New Age Music 1980​-​1990 hervorgehoben und von ihr der klösterliche Zen-Track Ishiura; nicht umsonst mein meistgehörter Titel 2019:

    Aus der Abteilung indierock geht die Krone an Fontaines D.C. aus Irland. Die hinterließen zwar keinen so bleibenden Eindruck wie Shame im vergangenen Jahr, sehen aber immerhin so aus wie Oasis Mitte der Neunziger:

    Groß war die Freude in Kreisen, die sich noch für Noise Rock interessieren, über Black Midi: Kaum adoleszente Herren, die scheinbar mühelos an die alten Albini-Bands anknüpfen. Mich haute es nicht so wahnsinnig um, aber BMBMBM ist schon ein verteufelt guter Track:

    Und hier nun also mit unumstößlicher Genauigkeit die Top50 der meistgehörten Bands und Künstler im Jahr 2019:

    1Guided by Voices464
    2Talking Heads219
    3Tortoise183
    4DJ Shadow164
    5The Caretaker140
    6Billie Eilish100
    7Beak>94
    8Autechre89
    9Broadcast63
    10Cocteau Twins63
    11Lower Dens63
    12Talk Talk62
    13Radiohead60
    14Fontaines D.C.57
    15Ben Rath49
    16Lali Puna48
    17Matthijs Kouw45
    18Monolyth & Cobalt45
    19Run the Jewels45
    20Stereolab44
    21Øjerum43
    22Simon Pyke43
    23Daniel K. Böhm42
    24OG Keemo39
    25Richard Ginns39
    26Sun Ra38
    27Clinic37
    28black midi36
    29Blur34
    30Die Heiterkeit34
    31Georgia Anne Muldrow34
    32Kim Gordon34
    33Moss Covered Technology34
    34Autistici & Justin Varis32
    35Kendrick Lamar32
    36The Notorious B.I.G.32
    37The Volume Settings Folder32
    38Aphex Twin31
    39Ian Nyquist31
    40Ms. Lauryn Hill31
    41Cicely Irvine30
    42Mantle30
    43OFFTHESKY30
    44Joy Division29
    45Bill Seaman28
    46Die Nerven28
    47Kummer26
    48Daniel W J Mackenzie25
    49Grimes25
    50Lake Mary25

    Es folgen die Top20 der meistgehörten Songs und Titel:

    1Ishiura (abridged)Toshi Tsuchitori16
    2Born Under Punches (The Heat Goes On) – 2005 RemasterTalking Heads15
    3The Great Curve – 2005 RemasterTalking Heads14
    4Boys in the Better LandFontaines D.C.13
    5Crosseyed and Painless – 2005 RemasterTalking Heads13
    6Allé SauvageBeak>12
    7bmbmbmblack midi12
    8The Dao Is Achieved Through DisciplineMatthijs Kouw12
    9The Goldheart Mountaintop Queen DirectoryGuided by Voices11
    10TeiscoBeak>10
    11Too RealFontaines D.C.10
    12Buzzards and Dreadful CrowsGuided by Voices10
    13Hot FreaksGuided by Voices10
    14Tractor Rape ChainGuided by Voices10
    15The Being-within-form Is The Mother Of The Myriad ThingsMatthijs Kouw10
    16Houses in Motion – 2005 RemasterTalking Heads10
    17Once in a Lifetime – 2005 RemasterTalking Heads10
    18all the good girls go to hellBillie Eilish9
    19when the party’s overBillie Eilish9
    20wish you were gayBillie Eilish9
  • Wandern in Bochum-Weitmar

    Es hat mehr den Charakter eines Spaziergangs, weil man nicht erst irgendwo hinfahren muss, um loszugehen, sondern einfach die Wohnung verlässt. Und es verblüfft mich immer wieder aufs Neue, wie viel Feld, Wald und Wiesen wir hier im Umkreis haben.

  • Podcasts 2019

    Bis in den Mai diesen Jahres hielt ich eine ziemlich strenge Podcast-Routine ein, die auch, aber nicht ausschließlich darin bestand, jeden Morgen (zum Frühsport und -stück) die Sendungen Hintergrund und Europa Heute des Deutschlandfunks, den Podcast Der Tag derselben Sendeanstalt sowie das WDR5 Politikum zu hören. Das hatte ich bis dahin auch drei bis vier Jahre so eingehalten, ein liebgewonnenes Ritual, das ich recht spontan aufgegeben habe. Vielleicht passt es nach dem Umzug nach Bochum einfach nicht mehr in den Tagesablauf, vielleicht war der Informationswert auch einfach zu niedrig (niedrig war er auf jeden Fall, aber das ist ein eigenes, schwieriges Thema).

    Jedenfalls habe ich mir seitdem zu eigen gemacht, nur noch Sendungen zu hören, von denen mich das Thema tatsächlich interessiert. Gerade heute bin ich dabei auf drei für mich neue Podcasts gestoßen, die mich sehr begeistert haben:

    Sicherheitshalber:  Der Podcast zur sicherheitspolitischen Lage in Deutschland, Europa und der Welt, unter anderem mit dem mir schon länger bekannten Journalisten Thomas Wiegold. Die derzeit aktuelle Folge 15 (Chinas sicherheitspolitische Fähigkeiten und Ambitionen) weist vor allem dank des Gastes Dr. Sarah Kirchberger eine unfassbare Dichte an Information auf und ist hochinteressant – auch wenn man glaubt, sich nicht für Sicherheitspolitik zu interessieren (wie ich), oder interessieren zu müssen.

    Future Ltd Der Science Fiction Podcast: Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich die Stimme und den Namen des Moderators Max v. Malotki zuordnen konnte, tatsächlich kenne ich ihn aber gut vom oben genannten WDR5 Politikum. Hier kann er nach Herzenslust den Nerd raushängen lassen. Seine Hörfunkerfahrung kommt dem Podcast natürlich zugute, aber auch hier machen interessante Gäste wie Sebastian Ko in der Marvel/MCU-Episode den feinen Unterschied.

    Ähnliches gilt für den Indiefilmtalk, der mich mit seiner Folge zur Thematik Künstliche Intelligenz und dem immens kompetenten und interessanten Gast Christoph Dobbitsch überzeugte.

    Was mir dabei gerade auffällt: Die oben genannten Hörfunkprogramme rufen, wenn es um externe Kompetenz geht, immer Hochschulprofessoren oder andere „Experten“ an. Das ist aber anscheinend nicht immer das selbe wie Menschen, die leidenschaftlich für ein Thema brennen (dass es dabei Schnittmengen gibt, beweist wiederum Frau Kirchberger im Sicherheitshalber-Podcast). Aber auch die Zeit macht den Unterschied: Wenige Minuten pro Gespräch wie bei Der Tag oder dem Politikum, oder eine gute Stunde, wenn nicht gar neunzig Minuten?

  • Die hämische Polemik der vollen Flughäfen trotz „Greta-Effekt“

    Sie greift zum Beginn der Sommerferien – zumindest in NRW  – erwartbar um sich, die hämische Polemik der vollen Flughäfen und Staus auf den Autobahnen. Was hat Fridays for Future eigentlich erreicht? Offenbar gar nichts. Und warum liegt da eigentlich noch Müll am Rand der Schulwege (kein Witz, sondern ein Leserkommentar)?

    So wird politisches Engagement runtergebrochen auf individuelles Verhalten, das man doch einfach anpassen könnte, wofür man aber zu bequem sei. Es wird entpolitisiert und zu einer moralischen Frage aufgeladen, der kein Mensch standhalten könnte. Und ironischerweise wird die „Klimareligion“ so viel inbrünstiger von den Gegnern der Umweltbewegung praktiziert als von ihren Vertretern.

    Die „Klimareligion“ wird viel inbrünstiger von den Gegnern der Umweltbewegung praktiziert als von ihren Vertretern.

    Die junge Generation, die derzeit for future demonstriert, stellt demografisch eine vernachlässigbare Minderheit dar – das haben wir gerade erst bei der Europawahl wieder gelernt. Genau deshalb sind sie ja so laut. Wären sie eine gesellschaftliche Mehrheit, könnten sie ihren Mehrheitswillen deutlich einfacher realisieren. Auch 20,5 Prozent Grünwähler stellen keine Mehrheit der Wählenden dar, geschweige denn der Bevölkerung.

    Wie war das eigentlich in anderen politischen Bewegungen?

    Die Umweltbewegung war immer auch eine politische Bewegung, eben weil sie die politischen Rahmenbedingungen ändern will, denen individuelles Verhalten unterliegt. Anders geht das nämlich nicht: Würden persönliche Apelle und Aufrufe zum richtigen Verhalten in der Breite funktionieren, könnten wir uns unser politisches System sparen. Darum kämpft FFF dezidiert für politische Veränderungen.

    Politische Zielsetzungen lassen aber abweichendes Verhalten zu. Wenn Unternehmensgründungen gefördert werden, darf man dennoch abhängig beschäftigt bleiben. Wenn Fliegen stärker besteuert würde, dürfte man immer noch fliegen.

    Wie war das eigentlich in anderen politischen Bewegungen? Wurden in der Sozialdemokratie ständig politische Ziele auf individuelles Verhalten reduziert? Wurde vor Kaufentscheidungen recherchiert, ob der Hersteller einen Betriebsrat hat und gute Löhne zahlt?

  • Technologie und Überwachung

    Eine Reihe von Artikeln, Zitaten und Beobachtungen der vergangenen Tage:

    „[T]he more I look around, the more it seems like an American social credit system is springing up around us“ – so Casey Newton im The Interface-Newsletter vom 26. Juni.

    Nur drei von diversen Beispielen, die er nennt:

    • In May, Uber said it would begin to ban passengers with low ratings.
    • The same day the Uber report came out, Susie Cagle profiled PatronScan, a company that aggregates lists of people who have been banned from bars and shares that information with other establishments.
    • Dartmouth researchers this week announced a system for measuring employee performance using a smartphone, fitness bracelet, and custom app.

    Dazu passt, was Adrian Daub in der NZZ über das Netzwerk Nextdoor schreibt:

    Nextdoor heisst die weltweit grösste Nachbarschafts-App. Wenn sich die Menschen gegenseitig helfen, ist dies eine tolle Sache. Doch aus der Hilfe für Nachbarn wird schnell eine Überwachung aller Nichtnachbarn: In San Francisco lässt sich beobachten, wie sich die Stadt in homogene Gruppen auseinanderdividiert.

    Und passt dazu auch, was Benedict Evans hier in einem Twitter-Thread schreibt?

    Sometimes saying that Google or Facebook control what happens on their platforms seems a little like saying that a government controls what happens in a country or a central bank controls an economy. They have levers to channel behavior, but those levers are not precise.