Autor: Wolf

  • Verzwergung des Parlaments

    Ihr seid die, die kontrollieren sollen. Das Bundeskanzleramt und der BND sind die Kontrollierten. Richtig?

    So sollte es sein.

    Und jetzt sagen die Kontrollierten: Wie ihr uns kontrollieren wolltet, das passt gerade nicht so. Wir haben einen Vorschlag, wer uns kontrolliert…

    „Wir suchen uns unsere Kontrolleure selbst aus.“

    Die Regierung stellt sich eben aus Union und SPD, aber das ist sowieso ein Problem unseres Parlaments, der letzten Jahre und Jahrzehnte: Die Abgeordneten verstehen sich wirklich wie die Leibgarde ihrer Regierungen. Das hat zu einer totalen Verzwergung des Parlaments geführt.

    Tilo Jung im Interview mit Konstantin von Notz über dessen Arbeit im NSA-Untersuchungsausschuss 

  • Kooperative Existenz

    Ich halte alles, was Wolfgang Michal hier schreibt für mindestens bedenkenswert, wenn nicht für richtig. Es ist bedauerlich, dass die Konzepte der Hegemonietheorie durch Antiamerikanismus und Verschwörungstheorien verdeckt worden sind.

    9. Die Abrüstung des militärisch-informationellen Komplexes wäre nur zu erreichen, wenn die Militärdoktrin des „War on Terror“ durch ein neues Konzept vertrauensbildender Maßnahmen abgelöst werden könnte. Dieses Konzept (Bahr nennt es „kooperative Existenz“) müsste auch den Abbau der weltweiten sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten und die Anerkennung anderer politischer Kulturen und Systeme beinhalten. Ein solcher politischer Richtungswechsel könnte nur gemeinsam mit der Mehrheit der US-Gesellschaft bewerkstelligt werden.

    Die Bahr-Rede lege ich mir auf jeden Fall für später raus.

  • Beyond Automation

    Johns Hopkins Magazine reports that Bustarret “has made a career out of knowing paper like other French people know wine.” Her ability to determine from a sheet’s texture, feel, and fibers when and where the paper was made is extremely valuable to historians and art authenticators. Maybe what she knows could be put in a database, and her analytical techniques could be automated. But in the meantime, she would have learned more.

    Eine verbreitete Utopie, die in Digitalien mit besonderer Lust am Untergang verbreitet wird, lautet, dass Computer bald sämtliche unserer Jobs ausüben werden. Dass das aller Wahrscheinlichkeit nach Quatsch ist nicht so kommen wird, schildern Thomas H. Davenport und Julia Kirby hier. Expertise lässt sich eben nicht so leicht digitalisieren, zumal, wenn sie realweltlich verankert ist (wie das Papier fühlen im obigen Zitat).

    Nun wird sich nicht jeder derartige Spezialfertigkeiten aneignen können. Der Text schildert fünf Strategien, wie wir mit den Maschinen werden konkurrieren können. Denn dass die „klüger“ werden und mehr und mehr kognitive Tätigkeiten ausüben können, streiten auch Davenport und Kirky nicht ab.

  • Tigers Milk

    Wer sich fragt, warum ich jüngst so seltsame (i.S.v. untypische) Musik höre. Das liegt an Tigers Milk, einem Label, auf das ich stieß, als ich bei Bandcamp herumsurfte. Ich schrieb glaube ich schon einmal, dass Bandcamp der beste Plattenladen der Welt ist, weil er eben auch zum Stöbern einlädt.

    Tigers Milk vertreibt Musik aus Peru und zwar sowohl traditionelle, als auch modernere Klänge. Ich bin vorerst in ersteres vernarrt.

  • Links am Sonntag – 08. März ’15

    „Man kann als Band nicht immer nur dem Geld nachlaufen.“ | Kaput Mag – Frank Spilker von Die Sterne über das Geld verdienen mit Indierock: „Seitdem die Einnahmen in den Keller gehen, der Markt schrumpft, hat man verschiedene Phasen erlebt. Die erste war die Überfrachtung des Livemarkts. Weil alle sich überlegt haben, dass in Zeiten, in denen keine Cds mehr verkauft werden und mit Streams und Itunes-Verkäufen nichts verdient wird, sie on the road müssen. Das haben Bands und Veranstalter eine Zeit lang durchgehalten, bis das Publikum nicht mehr mitmachte, da in jeden Kaff jeden Tag eine Veranstaltung anstand.“

    Rettet den Markt vor dem Kapitalismus! – Ich. Heute. 10 vor 8.„Wer Kapitalismus nicht will, so wird behauptet, darf auch die „Marktwirtschaft“ nicht wollen, und für manche ist sogar schon der Tausch als solcher verdächtig.“

    Warum ich gegen die olympischen Spiele in Berlin bin – tautoko„Mit dem Erwerb einer Lizenz zur Ausrichtung der Spiele vom IOC tritt eine Stadtregierung gleichzeitig zahlreiche Rechte an das IOC und dessen Sponsoren ab. Öffentlicher Raum und persönliche Freiheitsrechte sind in der austragenden Stadt während der Spiele massiv eingeschränkt.“

  • Mello Music Group

    OK, ich hab schon immer auch ein wenig Hiphop gehört und ich hatte auch immer ein paar der guten und besseren Labels (unabhängig vom Genre) parat, aber wenn mir vor einem Jahr jemand erzählt hätte, dass ich (a) im vergangenen Jahr mehr Hiphop als jedes andere Genre gehört hätte und (b) praktisch jeden Release des Labels Mello Music Group blind kaufe, hätte ich dieser Person wohl doch eher einen Vogel gezeigt.

    Dieses Interview mit dem Labelgründer Michael Tolle bei Bandcamp (wo die MMG-Veröffentlichungen natürlich auch feilgeboten werden) gibt einen guten Einblick in die Motivation und den Ethos des Labels:

    I’ve always defined it internally as music from the heart of American culture. We’ve never gravitated toward thugs or gangsters. Most of our producers and MCs are average people who are talented and a part of this culture. That was appealing to me. I don’t like the lottery of it, people going for broke. I always wanted musicians, people who made beats or started rapping but were trying to become something more — like Oddisee, who’s now a fully fledged musician. To me we are very middle-American. Red Pill, our new guy from Detroit, exemplifies that, and someone like Apollo Brown, who’s very blue-collar.

  • Der Spiegel

    Wie es Der Spiegel immer schafft, seine Titel so hart an der Grenze zur Unseriösität zu fahren, dass ich selbst Geschichten, die mich eigentlich interessieren könnten, niemals lesen werde.

  • „Marktwirtschaft und Kapitalismus sind nicht dasselbe“

    Marktwirtschaft und Kapitalismus sind nicht dasselbe. Der Kapitalismus, wie wir ihn kennen, ist zwar zu einem großen Teil marktwirtschaftlich organisiert, aber weder ist die Marktwirtschaft ein notwendiges, noch ein hinreichendes Kriterium des Kapitalismus. Kapitalismus ist – wie ich ihn verstehe – vor allem das Prinzip, dass mittels Kapitalbesitz die gesellschaftliche Wertschöpfung strukturiert wird. Ob der Kapitalist die dafür eingesetzten Ressourcen an einem Markt aquirieren muss ist dabei erstmal egal. Umgekehrt kann es durchaus Wettbewerb und Marktmechanismen komplett ohne Eigentumsrecht geben.

    Endlich sagt’s mal einer, nämlich @mspro, und zwar hier.

    Überdies kommt mir da schon zum zweiten mal in zwei Tagen die Idee von der besseren weil kybernetischen Planwirtschaft unter. Das halte ich für falsch, weil der wachsenden Komplexität der Apparate (früher Bürokratien, heute oder morgen Software) die wachsende Komplexität des Planungsgegenstandes (Gesellschaften, Städte, Räume, Familien) gegenübersteht.

    Dennoch glaube ich, Seemann hat recht wenn er schreibt

    Die kybernetische Planwirtschaft kommt, aber diese Infrastruktur wird keine staatliche, oder gar Volkseigene sein, sondern höchst wahrscheinlich die eines Unternehmens.

    Sie wird kommen, nur wird sie nicht besonders gut funktionieren. Ebensowenig nämlich, wie beispielsweise all die empfehlungsalgorithmen, die unsere nächste Konsumentscheidung vorwegnehmen wollen.