Familienfeier in der Stadt mit dem Herzzentrum. Kurpark, Umgehungsstraße. Die seltsame Abwicklung westdeutscher Mittelstädte; kein Ver- oder gar Zerfall, aber auch kein … Fortschritt.
In Dortmund dann langes Warten auf den Schienenersatzverkehr an einem Busbahnhof von unwirklicher, müllverwehter Tristesse.
Dort auch die unangenehme Gemeinschaftsbildung wartender Menschen, die sich stets gegen jemanden – Busfahrer, Servicemitarbeiter – zu richten droht.
What finally clicked and allowed me to move forward, at least so far, was surprisingly simple: I had to find ways to allow myself to be terrible.
Und:
Ultimately the magic bullet for me to start writing for real is to realize that no matter what I do, someone will dislike it.
write.as versteht sich als eine Indieweb/Fediverse-Alternative zu Medium. Ich habe einfach mal den Full Feed aller write.as-Blogs abonniert. Noch nicht zuviel und jede Menge neuer, oft interessanter Content von mir unbekannten, oft anonymen Leuten.
Nils Westerboer wurde bereits für Athos 2643 mit dem deutschen Science-Fiction-Preis geehrt und sein jüngstes Werk gefällt mir sogar noch besser.
Es ist Science Fiction, die den großen, epischen Wurf nicht scheut, und zugleich das Kunststück vollbringt, eine Kleinfamilie in den Mittelpunkt ihrer Geschichte zu setzen und sie zu großen Teilen aus kindlicher Perspektive zu erzählen, ohne dabei zu nerven, sondern stets mitzureißen.
Westerboers Stil ist auf eigentümliche Weise deutsch, was wahrscheinlich nur heißt, dass der Text erkennbar nicht übersetzt wurde, sondern den unverkennbaren Stil des Autors unverfälscht scheinen lässt. Zum Stil zählen auch die wunderbaren Namen; von Orte, Lebewesen, die oft in einem seltsamen Scifi-Italienisch gehalten sind. Sehr schön fand ich das.
Zu guter Letzt strotzt die Geschichte nur so vor guten und spannenden Ideen aus den Bereichen Wissenschaft, Gesellschaft, Philosophie und Politik. Science Fiction im besten Sinne also.
Wie ich sehe, hat inzwischen auch der große Dietmar Dath Lyneham hymnisch besprochen:
Ein Meilenstein hiesiger Science-Fiction: In dem Roman „Lyneham“ schickt Nils Westerboer die auf und an der Erde gescheiterte Menschheit ins kosmische Exil.
Nils Westerboer zu kennen, verdanke ich dem Podcast Sprawl Radio; in einer der jüngeren Folgen sprechen die beiden Hosts mit Westerboer über Lyneham.
Wie ich dem Dissect-Podcast entnehmen kann, ist Kendrick Lamars Album To Pimp a Butterfly vor zehn Jahren erschienen. Damals fuhr ich ein paar Mal an einem Tag von Berlin nach Bielefeld und zurück und hörte das Album auf Dauerrotation. Jetzt, beim erneuten Durchhören, ist da immer noch der Eindruck überwältigender Kreativität, kaum eine Minute, in der ich nicht staunend da sitze und denke ‚Wie war das nur möglich?‘.
Die neue Ausgabe von the html review ist online. Kunst im Netz, wie ich sie mir wünsche. Ebenso wie ubuweb, die haben ihren Auftritt in geschätzt zwanzig Jahren nicht verändert. Dort habe ich mir einen Portraitfilm über Eliane Radigue für später rausgelegt.
Das ZDF bringt außerdem endlich die Serie Die Affäre Cum Ex in der Mediathek, auf die Wolfgang M. Schmidt große Stücke hält:
Das jetzige weltpolitische Desaster sei voraussehbar gewesen, behauptet Jürgen Habermas in einem längeren Essay für die SZ, ist aber zu vornehm, auf die entsprechenden Stellen in seinem Werk hinzuweisen. Europa wirft er vor, durch die Unterstützung der Ukraine in eine Position der Schwäche geraten zu sein.
Liest man Habermas‘ Text, so irritiert der Widerspruch, dass man einerseits alles hätte wissen können, andererseits aber die Zukunft offen ist:
Einerseits sei „schwer zu verstehen“, warum Europa nicht vorausgesehen habe, wie die Demokratie in den USA erschüttert würde.
Andererseits sei „noch völlig unklar“, wie die libertäre Abschaffung der Politik mit Trumps Politikstil einhergehen kann.
Die gegenwärtige Zukunft ist unklar, die gegenwärtige Vergangenheit war hingegen vorhersehbar. Das ist schon irritierend schlicht und vor allem langweilig. Vielleicht lässt es sich auf dieses Zitat zuspitzen:
Für einen halbwegs aufgeklärten Zeitgenossen meiner Generation war der selbstzufriedene Triumph über die Einheit des Westens und das Wiederaufleben der schon totgesagten Handlungsfähigkeit der Nato gespenstisch.
Habermas wird in diesem Jahr 96, entspricht also mindestens mental dem demografischen Durchschnitt unserer Seniorenrepublik. Halbwegs aufgeklärt ist hierzulande jeder, der Schulbildung genossen hat. Obige Annahme wird also durch die bundesrepublikanische Realität widerlegt. Gespenstisch sind allenfalls die mäandernden Ausführungen des einstigen Großgelehrten, denen die Süddeutsche so unnötig viel Platz einzuräumen bereit ist.