„Die neue Weltordnung“ – bei den Worten rastet manch Aluhutträger ja schon aus.
Empire las ich aus Interesse am Begriff der Multitude oder Menge, den Hardt und Negri in diesem Buch einführen und später vertiefen. Das Buch war mir vage als eine Art Meilenstein der letzten Jahre bekannt, was eher linke politische Theorie betrifft. Dass es a) schon 2000 erschienen und b) in nur zwanzig Jahren komplett aus der Zeit gefallen ist, war mir nicht klar.
Was ist Empire? Um die Frage tänzeln Hardt und Negri über vierhundert Seiten herum. Vieles, sehr vieles ist Empire (der Begriff wird soweit ich erinnere stets ohne Artikel gebraucht) nicht: Kein Produkt der unsichtbaren Hand noch eines politischen Plans, natürlich auch keine schlichte Fortsetzung des europäischen Imperialismus. Wirkliche Klarheit wird für mein Verständnis nie hergestellt; etliche Aussagen lassen sich im Grunde nicht überprüfen, dafür sind sie viel zu wolkig und lyrisch verfasst, was sich überprüfen lässt, hält der Überprüfung kaum noch stand.
Denn Empire erinnert vor allem daran, wie viel sich in den internationalen Beziehungen und in der linken, progressiven Sicht auf diese seit dem Jahr 2000 verändert hat. Die damalige USA-Kritik ist ebenso wie der Antiamerikanismus, den Empire zweifellos speist, eine andere als die heutige, Globalisierungskritik gibt es heute nahezu gar nicht mehr (es gibt ja derzeit kaum noch Globalisierung) und während man einst nur NGO oder transnationale Konzerne sagen musste, um wissendes Nicken einzuheimsen, wirken diese Schlagworte heute antiquiert.
Der Linken seien die Ideen ausgegangen, schrieb Branko Milanović neulich und Empire lässt sich dafür als wunderbares Beispiel anführen. Viel Lärm um wenig, der die richtigen Knöpfe drückt und dabei nach wenigen Jahren die Relevanz einbüßt.