• Wider die Akzeleration

    Das Beunruhigende am jüngsten linken Manifest, dem „Accelerate Manifesto“ (Original | deutsche Übersetzung), ist dieser neuerliche Planungsoptimismus, der da durchschimmert:

    We be­lieve that any post-​capitalism will re­quire post-​capitalist plan­ning.

    Kleiner geht’s nicht? Mal eben eine post-kapitalistische Gesellschaftsordnung durchplanen, damit man, wenn’s dann soweit ist, am besten nur noch auf Play drücken muss? Und zwar übrigens vor allem, damit die Massen nicht einfach in den Kapitalismus zurückfallen, sie wissen es schließlich nicht besser:

    The faith placed in the idea that, after a re­volu­tion, the people will spon­tan­eously con­sti­tute a novel so­cioeco­nomic system that isn’t simply a re­turn to cap­it­alism is naïve at best, and ig­norant at worst.

    Der Irrglaube der Manifesteure an gesellschaftliche Planung speist sich offenbar aus dem überall in ihrem Werk hervorschimmernden Technikoptimismus. So verlässt man sich auf „soph­ist­ic­ated eco­nomic mod­el­ling, em­ploying cy­ber­netics and linear pro­gram­ming“. Das hat zwar alles schon in den 50er und 60er Jahren und insbesondere in den Sovjet-Staaten nicht funktioniert, sei dort aber an den „polit­ical and tech­no­lo­gical constraints these early cy­ber­net­i­cians op­er­ated under“ gescheitert. Mit modernen Technologien sei das alles viel besser möglich. Irgendwie… :

    The tools to be found in so­cial net­work ana­lysis, agent-​based mod­el­ling, big data ana­lytics, and non-​equilibrium eco­nomic models, are ne­ces­sary cognitive me­di­ators for un­der­standing com­plex sys­tems like the modern eco­nomy. The ac­cel­er­a­tionist left must be­come lit­erate in these tech­nical fields.

    Zur literacy muss dann aber ein Verständnis um die eng gesteckten Grenzen all dieser Technologien gehören: Etwa, dass Big Data mehr Ungewissheit (und Fehler!) produziert als Wissen.

    Der Anspruch, bessere ökonomische Modelle als die Heerscharen von Experten und solchen, die welche sein wollen, im Dienste der zahlreichen Finanzorganisationen zu kreieren, ist überdies vielleicht möglich, aber höchst anspruchsvoll. Und wahrscheinlich müsste man auch dann lernen, dass die besten Modelle keine sicheren Vorhersagen und keinerlei Planung ermöglichen.

    Zumindest mich würde eine Haltung eher ansprechen, die jegliche Planungs- und Prognosefantasien fallen lässt, sich einer Versuch-und-Irrtum-Heuristik verschreibt, dafür kleinere (nicht nur, aber auch: politische) Einheiten zulässt und fordert, die dann eben auch Versuche zulassen, ohne too big to fail zu sein.

  • Links am Montag 14.10.13

     

    Gesten-Design

    „Der Blick auf den Unterarm ist aufgeladen mit Ungeduld, mit der Frage, ob endlich Zeit vergangen ist, und gilt dem Gegenüber gegenüber als unhöflich.

    Felix Neumann über Handgelenk-Gadgets.

    Heute in den Feuilletons vom 08.10.2013

    „Im Vergleich zu früheren Antworten der Bundesregierung auf Fragen von Oppositionsfraktionen zum NSA-Skandal gibt es diesmal einen neuen traurigen Rekord: Von 47 Fragen wurden vier beantwortet, davon wurde bei einer Antwort auf eine frühere Antwort verwiesen. Der Rest ist geheim.“ Der Souverän darf nicht wissen, was in seinem Namen getrieben wird.“

    Das ist und bleibt alles ein riesengroßer Kappes.

    Die verheerenden Folgen einer Großen Koalition

    „Der Gedanke an eine Änderung des Grundgesetzes schmeckt der CDU/CSU überhaupt nicht. Sie hat daher angeregt, das Problem der handlungsunfähigen Opposition durch eine freiwillige Selbstverpflichtung der Regierungsfraktionen zu lösen.“

    Spitzenidee. Echt jetzt…

    Bodo Ramelows Triumph und die Grenzen der streitbaren Demokratie

    „Was ist das überhaupt, ein Abgeordneter? Was macht er? Wozu ist er da? Er sammelt und strukturiert die politischen Auffassungen und Interessen, die an ihn herangetragen werden, und entscheidet, ob, wie und mit welcher Priorität er sich bemüht, sie in staatliche Entscheidungen umzusetzen. Seine Aufgabe ist es, unterschiedliche politische Auffassungen und Interessen aufzunehmen, auszugleichen und in die Willensbildung von Partei, Fraktion und Parlament zu überführen, und umgekehrt den Bürgern den guten Sinn der in Parlament getroffenen politischen Entscheidungen zu vermitteln oder bessere Alternativen aufzuzeigen und für sie zu werben. Er ist ein Verbindungsglied zwischen Parlament und Bürger (…).“

    S.P.O.N. – Die Mensch-Maschine: Das Zeitalter des Pseudoprivaten beginnt jetzt – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Netzwelt

    „Dem Bürger in seiner verdammten Fußgängerzone, man würde ihm so gern keinen Vorwurf machen wollen. Aber man muss. Denn die digitale Gesellschaft ist viel weiter fortgeschritten, als die meisten glauben, die der Überwachung meinen zu entgehen, wenn sie auf Facebook nur Quatsch sharen. Digitale Patientenakten, Zahlungsverkehr, Verkehrsmessinstrumente, Steuerdaten, Einkaufsverhalten, Postverkehr, Telefon, Kommunikation, Konsum.“

    Das Crowdsourcing-Verfassungsexperiment der LSE: “We, the People” im 21. Jahrhundert 

    „Wenn wir einen Verfassungsentwurf haben, der aus einem hybriden crowdsourcing/deliberativen Prozess entstanden ist, streben wir an, dass er im Parlament diskutiert wird, und dann arbeiten wir mit konventionellen Methoden, um Parlamentarier zu überzeugen, auf dieser Basis wirkliche Verfassungsinnovationen zu erreichen. Wie haben aber weder einen Coup noch eine Revolution dabei im Sinn!“

    spannend.

    The 100 top things you honestly don’t need to do before you die | Richard Osman | Comment is free | The Guardian

    „You must never swim with dolphins. If they ever want to swim with you, I’m sure they’ll let you know. Forget Machu Picchu; the sunset on the west coast of Scotland is as beautiful as any you’ll see in the world, and it’s really nearby. And by all means go kiteboarding above the Andes, but that might be the thing you do literally just before you die.“

    Was man so alles nicht tun muss.

  • Links am Sonntag 6.10.13

    Woanders – diesmal mit der Sonderlingsnormalverteilung, Schwimmbädern, Mennoniten und anderem

    „Alte Regel: eifernde Menschen ohne jede Fähigkeit zur heiteren Selbstironie sind immer das Problem, nicht die Lösung.“

    gute Regel.

    The Guardian Project | Secure Mobile Apps and Open-Source Code for a Better Tomorrow

    „The Guardian Project creates easy-to-use open source apps, mobile OS security enhancements, and customized mobile devices for people around the world to help them communicate more freely, and protect themselves from intrusion and monitoring.“

    Notiz an mich: Installieren.

    Gastbeitrag: Nur ein Satz für den Journalismus der Zukunft 

    „Um die Situation der Medienbranche in Deutschland grundlegend zu verbessern, müssten lediglich bestimmte Arten von Journalismus in der Abgabenordnung als gemeinnützig definiert werden.“

    Notiz an mich: Antrag schreiben.

    Man wundert sich 

    „Auch deswegen gibt es eine breite Strömung, die an das Bestehende, das Alte, die untergegangene Bonner Republik anknüpft und die CDU wählt, weil sie ihr – trotz aller Brüche – am ehesten die Kontinuität ihrer Welt zu verkörpern scheint.“

    Auf der Suche nach den vielen CDU-Wählern

  • Links am Sonntag – 29.09.13

    Retro – „oh ja, Frank Zappa hatte für jeden ein As im Ärmel. Er sprach den schroffen Siebzigern mehr aus dem Herzen als alle Saturday Night Fevers, Nevermind the Bollocks und Grandmaster Flashs zusammen.“

    Zappa, Beefheart: Irgendwann wage ich mich da auch mal ran… bislang beginnen die Siebziger für mich aber ’77.

    „Goldene Zitronen“ über neues Album: Erst die Musik, dann der Text – taz.de – „Gaier: Wir sind zwei Bands: Eine instrumentale Krautrockversion und eine textlastige Version mit einem sehr speziellen Sänger, der sehr speziell singt. Es ist ein ewiger Kampf, die Balance zu halten.“

    Neues Album ist ziemlich lang, kann aber was werden.

    Hubertus Kohle: Für Open Access in den Geisteswissenschaften – „Open Access bietet die Möglichkeit, einer interessierten Öffentlichkeit das zu präsentieren, was diese Öffentlichkeit aus ihren Steuermitteln bezahlt.“

    The Future Now: An Interview with David de Ugarte – „Even today classic cyberpunk works like Bruce Sterling’s Islands in the Net or Green Days in Brunei and post-cyberpunk like Neal Stephenson’s The Diamond Age provide models for discussing subjects we think are important at this moment: distributed vs centralized networks, economic democracy vs corporate power, etc.“

    Notiz an mich: Lesen.

    Ist am Sonntag die Fünfprozenthürde verfassungswidrig geworden? – „Aus der bisher zweipoligen Konstellation – Gleichheit der Stimme vs. Handlungsfähigkeit des Parlaments – würde somit eine dreipolige: Gleichheit vs. Handlungsfähigkeit vs. Repräsentativität.“

    Eine von mehreren Überlegungen zur Sperrklausel.

    Einige Gedanken am Tag nach der Bundestagswahl – „Die Opposition aus Grünen und Linken könnte nicht einmal mehr einen Untersuchungsausschuss einsetzen. Sie könnte auch kein Normenkontrollverfahren in Karlsruhe anstrengen. Dazu sind jeweils 25 Prozent der Stimmen im Bundestag nötig, und die bekommen sie selbst dann nicht auf die Waage, wenn sie sich zu einem solchen Schritt zusammenraufen.“

    Für mich DAS schwerwiegendste Argument gegen die GroKo.

    Der Wahlsieg der alten Menschen – „Überdurchschnittlich viele junge Wähler, die ihre Stimme abgaben, sehen diese nicht im Bundestag repräsentiert.“

    Lob der Fünfprozenthürde – „Durchaus merkwürdig ist auch, dass die Klausel genau in dem Augenblick in die Kritik gerät, in dem sie ihren Zweck gerade erfüllt.“

    Wir leben gern. Überlegungen für neue Grüne. – „Ich kann nachvollziehen, wie das Image der Verbots- und Regelwut entstand: Aus Ungeduld. Weil eine Generation ihre letzte Chance sah, jetzt noch mal schnell durchzusetzen, was sie als richtig empfand.“

    Guter Punkt.

    Sie sind unter uns – CDU WählerInnen„Ich würde mir wirklich wünschen, dass das Wahlergebnis für die nicht CDU Parteien Anlass wäre, wirklich mal neu zu denken und nicht immer mehr von dem selben zu machen. Denn es hat sich nun ausreichend gezeigt, dass mehr eben nicht mehr hilft.“

    Automatisch zusammengedingste Pinboard-Bookmarks der letzten Tage

  • Links am Sonntag 8.9.13

    bitcoin or bust

    „A phyle is essentially a transnational community that, as Doug Casey puts it, “is self-defined by whatever values they share.” Phyles would not be based in any one country, although they may have bases in every country, which their members can go to for help. Phyles can be formal or informal to any degree, ranging from a community whose members do not even realise its existence to a fully fledged institutional structure with its own social welfare provisions and tax system.“

    Der für folgenreichste Artikel seit langer Zeit. Besonders, aber nicht nur wegen des zitierten Absatzes. Einige der folgenden Links, sicher auch in den nächsten Wochen und Monaten, sind gewissermaßen ‚Abzweigungen‘ von diesen Gedanken.

    Vorratsdatenspeicherung: Warum Verbindungsdaten noch aussagekräftiger sind als Kommunikations-Inhalte

    „Das Gutachten unterstreicht erneut, wie aussagekräftig die immer als “harmlos” beschriebenen Verbindungsdaten sind. Und dass wir eine anlasslose Speicherung all dieser intimen Details names Vorratsdatenspeicherung in jeder Form verhindern müssen.“

    A Great Unifier – Bitcoin Magazine

    „When I began to research further, my eyes were opened to the opportunities Bitcoin provides all people. As an electronic cash system, no attention is paid to one’s faith, race, and gender, as the only connection is one that all people can share, the Internet.“

    Griebenwurst-Zensoren: Die Bigotterie der Moral-Spießer

    „Auffällig ist mittlerweile die Tendenz zur Präventivzensur. Um sich Ärger und Aufwand mit umstrittenen Publikationen zu ersparen, achten viele Buchhandlungen mittlerweile darauf, welche Neuerscheinungen ihnen Schwierigkeiten ins Haus bringen könnten und vermeiden beim Einkauf entweder brisante Themen oder boykottieren Autoren und Verlage, die auf kritische Dokumentationen spezialisiert sind“

    Pierre-Joseph Proudhon – Wikipedia, the free encyclopedia

    „To be GOVERNED is to be watched, inspected, spied upon, directed, law-driven, numbered, regulated, enrolled, indoctrinated, preached at, controlled, checked, estimated, valued, censured, commanded, by creatures who have neither the right nor the wisdom nor the virtue to do so. To be GOVERNED is to be at every operation, at every transaction noted, registered, counted, taxed, stamped, measured, numbered, assessed, licensed, authorized, admonished, prevented, forbidden, reformed, corrected, punished. It is, under pretext of public utility, and in the name of the general interest, to be place[d] under contribution, drilled, fleeced, exploited, monopolized, extorted from, squeezed, hoaxed, robbed; then, at the slightest resistance, the first word of complaint, to be repressed, fined, vilified, harassed, hunted down, abused, clubbed, disarmed, bound, choked, imprisoned, judged, condemned, shot, deported, sacrificed, sold, betrayed; and to crown all, mocked, ridiculed, derided, outraged, dishonored. That is government; that is its justice; that is its morality.“
    [priv] Meet the Hackers Who Want to Jailbreak the Internet

    „They ask questions like: What happens if Yahoo freezes your online account, loses your data, or goes out of business? What happens if you decide to move all your Facebook photos to another site? What if you want to reply to someone on Twitter using Google+? And then they build software that answers these questions.“

    Zukunft der Zeitung: Die Odyssee der Online-Onkels – Medien – FAZ

    „Zeitungen informieren Menschen darüber, worüber sich Menschen informieren, wenn sie sich über die Welt informieren.“

    Ich mag es, wenn Stefan Schulz durchblicken lässt, dass er Systemtheorie beherrscht.

    Kolumne Digitaler Wandel: Die hydraulische Internetgesellschaft | ZEIT ONLINE

    „Gesellschaften, die auf künstliche Bewässerungssysteme setzen, entwickeln sich seltener zu Demokratien als solche, deren Landwirtschaft auf natürlichen Niederschlägen basiert. Schon Adam Smith, John Stuart Mill und Karl Marx diskutierten diese These von den „hydraulischen Gesellschaften“. Sie war mal mehr, mal weniger beliebt.“

    Automatisch zusammengedingste Pinboard-Bookmarks der letzten Tage

  • Wie die Schulklassen von Jahr zu Jahr immer ‚deutscher‘ wurden #schauhin

    Denke ich an systematischen Rassismus in Deutschland, dann fällt mir immer die Schulzeit ein. Und zwar von der ersten bis zur dreizehnten Klasse. Als ich eingeschult wurde, 1986, hatte ich erstmals Kontakt mit ‚Ausländern‘. Ein Viertel, vielleicht ein Drittel der Klasse bestand aus Kindern, die, oder deren Eltern, das weiß ich nicht, einen Migrationshintergrund hatten.

    Was mich rückblickend daran so fasziniert, ist, dass es mich, und ich glaube auch die anderen ‚autochthonen‘ Kinder, überhaupt nicht interessiert hat. Es war keine relevante Kategorie. Ich habe es nicht wahrgenommen. Das waren alles für mich neue und unbekannte, und zwar gleichermaßen neue und unbekannte Kinder. Den Namen Tilmann kannte ich vorher ebenso wenig, wie den Namen Murat.

    Besonders eindrücklich erinnere ich dabei meinen ersten Kindergeburtstag, zu dem ich mit völliger Selbstverständlichkeit auch Hamid und Markus eingeladen habe. Markus war, glaube ich, russlanddeutscher Herkunft. Eindrücklich vor allem deshalb, weil ich mich erinnere, dass meine Eltern – leider – gewisse Bedenken wegen Hamid und Markus hatten. Das war neu. Kannte ich vorher nicht. Wohl mein erstes Erlebnis mit Rassismus, rückblickend. Hamid und Markus waren jedenfalls trotzdem da.

    Zumindest zum Kindergeburtstag. Ein, oder zwei Jahre später waren sie aber weg. Ob sitzengeblieben, oder weggezogen, das weiß ich nicht mehr. Jedenfalls wurden meine Klassen von Versetzung zu Versetzung immer ‚deutscher‘. Und versuche ich mich an meine Klasse nach der Versetzung aufs Gymnasium zu erinnern, dann fällt mir beim besten Willen keine/r ein, die oder der einen Migrationshintergrund hatte.

    So läuft das hier. Und das ist systematischer Rassismus. Und das ist himmelschreiend ungerecht. Und weil das in NRW war, nach grob geschätzten fuffzig Jahren SPD-Regierung, gibt es hier auch nicht den geringsten Anlass für Parteienwerbung. Thilo S. ist ja schließlich immer noch drin…

  • Links. Dieses Mal am Montag (5.8.13)

    Mailpile: Crowdfunding Kampagne für sicheren Webmail-Client gestartet

    „Um wieder die Kontrolle über seine eigenen Mails zu erlangen, wurde nun das Projekt Mailpile gestartet. Ziel ist es, einen freien und offenen Webmail-Client zu entwickeln, der auf dem eigenen Computer oder Server läuft und mit dem ohne Zusätze per OpenPGP verschlüsselt kommuniziert werden kann.“

    Mit analogen Analogien wird die digitale Zukunft nicht gestaltet | Lummaland 

    „So lange wir immer noch darüber diskutieren müssen, dass Schule Whiteboards bekommen sollten, oder dass Tablets in die Schulranzen gehören, oder dass digitale Lernmittelfreiheit dazu gehört, oder dass das Erlernen einer Programmiersprache dabei hilft, die zukünftige Entwicklung der Gesellschaft zu verstehen, oder dass freie WLAN ohne Störerhaftung zu nutzen sind, oder dass Breitband wirklich flächendeckend verfügbar ist, oder dass Open Data die Grundeinstellung für Inhalte von Behörden sein sollte, oder dass die Kreativwirtschaft das Zukunftsfeld für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes darstellt, oder dass wir schneller werden müssen, dass wir wieder mehr Neugierde haben müssen, um das Neue zu begreifen, das durch die Digitalisierung tagtäglich entsteht, so lange können die Politikerinnen und Politiker aller Parteien fröhlich irgendetwas postulieren, Fördermilliarden an deutsche Großkonzerne verteilen, Milliönchen an Startups unter Wahrung hoher bürokratischer Hürden mit spitzen Fingern rüberreichen und ansonsten auf einen latenten Anti-Amerikanismus in der Gesellschaft hoffen.“

    Die Demokratie und der Verfassungschutz | anmut und demut 

    „Zum einen halte ich es für gefährlich und falsch, die Demokratie in Frage zu stellen. Eben weil unser Staat nichts weiter ist, als die Summe unserer Vorstellungen davon. Je öfter wir die Vermutung hegen, die Demokratie sei bedroht, die Demokratie sei schwach, schwächen in Wirklichkeit nur wir sie und nicht jene, die sie von Außen anzugreifen scheinen.“

    Warum junge Deutsche kaum protestieren: Macht doch mal was! – Politik – Süddeutsche.de

    „Doch woran liegt es, dass die Empörung diffus bleibt, die Wut ungehört verraucht? Das hat erstens mit einer fatalen Kombination zu tun, die die Situation der Jungen auszeichnet: Sie leben eine halbwegs erträgliche Gegenwart, haben jedoch ständig eine unsichere Zukunft vor sich. Immerhin haben die Jungen in Deutschland im Gegensatz zu ihren Altersgenossen in Spanien und Griechenland noch Büros, in die sie tappen können. Gerade angesichts der Dramen, die sich in den Nachbarländern abspielen, wird den Berufseinsteigern hierzulande umso schmerzlicher bewusst, dass es ihnen eigentlich ganz gut geht.“

    Slow swordfighting : Cennydd Bowles

    „During the Cold War, when chess was a political battleground (I’m talking real spy shit here: thrown matches, defections, allegations of hypnosis…) match organisers fixed boards under the tables to prevent players kicking each other.“

    Hamburg In English • Salad: A false friend

    • „Kartoffelsalat: Not potato salad, but potatoes in mayonnaise.
    • Heringsalat: Not herring salad, but bits of herring in mayonnaise
    • Nordseekrabbensalat: These delicious North Sea prawns aren’t served on a bed of lamb’s lettuce, but in mayonnaise.
    • Fleischsalat: Not meat salad, but strips of meat in mayonnaise.“

    Via wirres.net

  • Aus den Tiefen des Netzes 14.07.13

    Statement von Edward Snowden zu seinen Asylplänen

    „I believe in the principle declared at Nuremberg in 1945: “Individuals have international duties which transcend the national obligations of obedience. Therefore individual citizens have the duty to violate domestic laws to prevent crimes against peace and humanity from occurring.“

    Krypto ist keine Politik | fxneumann · Blog von Felix Neumann

    „Verschlüsselung ist eine technische Lösung für ein rechtliches und soziales Problem; damit ihr Ziel in bezug auf Alltägliches wie Gespräche und Kontakte erreicht wird, braucht es aber weniger technische als rechtliche und soziale Lösungen. Wäre es anders, käme es zu einer Spirale der rechtlosen Eskalation, die die Leute abhängt, denen die Fähigkeiten oder Ressourcen fehlen, mit aufzurüsten. Macht statt Politik.“

    Leider wohl wahr. Alles, was ich derzeit in Bezug auf Selbst hosten und Kryptographie ist spielgetriebenes Experiment mit geringster Ausfallsicherheit. Siehe dazu auch Marcel Weiß

    10.07.2013: Zwei Akkorde für ein Halleluja (neues-deutschland.de) 

    „Das Berliner Trio Banque Allemande brilliert auf dem Gebiet der Motorsägengitarrenmusik“

    Stimmt

    Experten unter sich: Warum die Regierung findet, dass die Snowden-Affäre uns nichts angeht

    „Wir beobachten vielmehr die Herausbildung einer sich nach und nach akzentuierenden „internationalen Aristokratie“ (Philip Allott). Grenzüberschreitende Behördenvernetzung schafft (noch) keinen Weltstaat. Es lassen sich aber die entsprechenden Netzwerkphänomene als Momente von Weltstaatlichkeit deuten (die Unterscheidung zwischen Weltstaat und Weltstaatlichkeit hat der Bielefelder Politikwissenschaftler Mathias Albert eingeführt) – und diese Momente von Weltstaatlichkeit nehmen deutlich expertokratische Züge an.“

    NSA dich doch selber!

    „Meine Wunschvorstellung ist, meinen eigenen Mailserver auf antischokke.de laufen zu haben, mit schniekem Webinterface und der einfachen (!) Möglichkeit, Mails zu verschlüsseln. Und das ganze muss dann auch noch Hand-in-Hand mit einer Android-App gehen.“

    Meine auch. Andererseits s.o.

  • W. Blake – London

    I wander thro‘ each charter’d street,
    Near where the charter’d Thames does flow,
    And mark in every face I meet
    Marks of weakness, marks of woe.

    In every cry of every Man,
    In every Infant’s cry of fear,
    In every voice, in every ban,
    The mind-forg’d manacles I hear.

    How the Chimney-sweeper’s cry
    Every black’ning Church appalls;
    And the hapless Soldier’s sigh
    Runs in blood down Palace walls.

    But most thro‘ midnight streets I hear
    How the youthful Harlot’s curse
    Blasts the new born Infant’s tear,
    And blights with plagues the Marriage hearse.

    Anlass: „there is more understanding of the nature of capitalist society in a poem like ‚i wander through each charter’d street‘ than in three quarters of Socialist literature.“ (aus G. Orwells Essay ‚Charles Dickens‘)

  • Scraps of useless information

    image

    Was gut kommt: Orwells Essays im Wechsel mit den Kapiteln aus Luhmanns Soziale Systeme zu lesen. Letzterer aus der schon fast stratosphärischen Vogelperspektive in der ihm eigenen eigenen Sprache, die einem Algorithmus gleichkommt. Ersterer einer, der mitten drin steckte und genau dort sein wollte:

    „To love the surface of the earth and to take a pleasure in solid objects and scraps of useless information.“