Vielleicht ist dies eine brauchbare Erklärung für meine Aversion gegen Petitionen (abseits von ihrem Klicktivismus, ihrer gedankenlosen Niederschwelligkeit, ihrer Folgenlosigkeit und dem ihnen innewohnenden Untertanentum):
Petitionen sprechen sich stets nur für etwas aus. Sie nehmen kaum je Gegenargumente in den Blick. Sie führen also keine Debatte, sind im Kern unpolitisch. Denn politisch ist nur, was nicht auf der Hand liegt, wo man auch anderer Auffassung sein kann, wo man also in einer Sitution der Unklarheit darüber, was wirklich richtig ist, entscheiden muss. Petitionen sind im Grunde populistisch insofern, als die vortäuschen, die richtige Lösung läge auf der Hand.
Nun könnte zu jeder Petition die Gegenpetition initiiert werden und vielleicht passiert das auch manchmal, aber selbst dann hätte man nur zwei weitgehend unabhängige Stränge, die kaum je interagieren, aufeinander eingehen.
Auch Wahlen, die lediglich das Bekennen für eine Partei oder deren Kandidatin zulassen, offerieren immerhin Alternativen.