
#vinyl
Radiohead sind derzeit nach mehrjähriger Pause wieder auf Tour. Auch ich hatte vor einigen Wochen versucht, an Karten für eines der Konzerte in Berlin zu kommen. Vergeblich.
Erfreulich war hingegen, wie mir YouTube heute Morgen den Mitschnitt des ersten Auftritts der Tour vom Vorabend in die Timeline spülte, den ich während der morgendlichen Verrichtungen laufen ließ.
Sie können es noch. Aber ehrlicherweise ist das auch nichts, dem ich hätte beiwohnen müssen. Vielleicht können bei weiteren Abenden ja einige neue, unveröffentlichte Sachen dazu.
Passend zudem der heutige Perlentaucher, der Joachim Hentschels in der SZ erschienene Ausführungen zur Frage zitiert, warum es heutzutage so schwer sei, an Konzertkarten zu kommen.
„Im Vergleich zur Beatles-Zeit leben schlicht mehr Menschen auf der Welt, die am Kulturleben teilnehmen. Soziale Medien haben den PR-Drall verschärft, auf dem Veranstaltungen heute segeln. Es gibt Tiktok-Hypes wie die Recklinghausener Sängerin Ayliva, die um ein Vielfaches stärker wirken als der alte ‚Wetten, dass ..?‘-Effekt, mit dessen Hilfe es die ‚Riverdance‘-Tanztruppe 1997 schaffte, mit einem einzigen TV-Auftritt ihre Deutschlandtour praktisch auszuverkaufen. Zudem sind viele logistische Hürden verschwunden, die Leute früher davon abhielten, auf Konzerte zu gehen. Zum Beispiel, weil sie dort wohnten, wo man eh keine Tickets kaufen konnte.“
Jetzt muss ich an Riverdance denken.

Auch ich bin dem selektiven Hören von Songs zum Opfer gefallen. Ein Album vom Anfang bis zum Ende durchzuhören, hat leider inzwischen Seltenheitswert. Zeit ist knapp, Ablenkungen sind zahlreich, die Ausflüchte ebenfalls.
Umso schöner, dass ich nach Jahren wieder auf ein Album gestoßen bin, das mich auf eine Weise packt, die zum Durchhören geradezu zwingt. Die mag es in den vergangenen Jahren auch gegeben haben, aber ich bekomme auch nicht mehr so viel von neuer Musik mit wie einst.
Lorde ist eine Künstlerin, die ich bis dato allenfalls dem Namen nach kannte. Ihr viertes Album Virgin ist lupenreiner Pop, wie er mir kaum besser gefallen könnte. Elektronisch, mit einer kühlen Grundstimmung unter zahlreichen rauschhaften, gleißend-hellen, schwärmerischen Momenten, Passagen, Melodien und Hooks. Herrliche Musik und eine, wie ich gerade lerne, hochinteressante Künstlerin. Es wird viel zu entdecken geben.

Am 16. Dezember 2004 richtete ich mein last.fm-Profil ein, darüber gab die Seite bis heute Auskunft. last.fm war lange Zeit für mich die wichtigste Adresse im Netz, ein Meilenstein des Web 2.0, im Grunde meine Homepage.
Last.fm begleitete die Digitalisierung meines Musikkonsums über Jahre hinweg. Lange vor Spotify konnte man dort als zahlender Kunde verschiedene Radios hören. Die Empfehlungsalgorithmen auf Basis des eigenen Musikgeschmacks funktionierten für mich nie besonders gut (tun sie bei Spotify aber auch nicht). last.fm war neben allem auch Social Network, Konzertdatenbank, Launchpad für junge Bands und Homepage zur Selbstdarstellung für Musikbegeisterte.
Fragen, mit denen man als Nutzer rang, der kein belauschtes Stück Musik ungescrobbelt wissen wollte: Wie bringe ich einem iPod bei zu scrobbeln? Was tun, wenn ich Schallplatten höre? (Die Musik zeitgleich stumm digital mitlaufen lassen, natürlich.) Welche Android-App leistet das Scrobbeln am besten?
Dann setzte irgendwann Stagnation ein: Die Plattform verharrt seit Jahren auf ihrem derzeitigen Stand und scheint sich als Werbeplattform zu genügen. Ich wäre überrascht, würden in diesem Jahr noch annähernd soviele Tracks gescrobbelt wie vor beispielsweise zehn Jahren.
Was mich betrifft, so geriet Musik im Laufe der Jahre gegenüber anderen Medien (leider) in den Hintergrund, das Scrobbeln selbst wurde technisch aufgrund der wachsenden Zahl an Abspielmöglichkeiten, -gerät und apps immer aufwendiger und auch unwichtiger.
Somit fällt mir der Entschluss nicht schwer, mein Profil nach exakt zwanzig Jahren einzustellen und zu löschen. Die Datenbank soll und wird nicht verschwinden, sondern vermittels des Tools Last.fm to csv archiviert, so dass ich sie selbst durchforsten kann, wann und wie ich will.
Mit dem Dienst „Soundiiz“ kann man außerdem Playlisten in die üblichen Musikplattformen wie in meinem Fall Tidal importieren. Das werde ich wohl nutzen, um die über 800 Loved Tracks aus last.fm rauszubekommen (Update: Hier ist die Tidal-Playlist).
Das letzte gesrcobbelte Stück wird An Opening von Bethan Kellough gewesen sein, gehört am 12. Mai 2023 um 17:30. Die Datenbank reicht nicht ganz bis 16. Dezember 2004 zurück: Der erste darin festgehaltene Track war 7 Days, 7 Weeks von dEUS, gehört am 30. Dezember 2005 gegen 13:30.
In den zwanzig Jahren bis heute habe ich 165.293 Songs mit last.fm erfasst, von 5.661verschiedenen Bands und Künstlern. Die zehn meistgehörten Songs waren
You Are a Runner and I Am My Father’s Son – Wolf Parade
Shine a Light – Wolf Parade
Dear Sons and Daughters of Hungry Ghosts – Wolf Parade
I’ll Believe in Anything – Wolf Parade
Such a Shame – Talk Talk
Modern World – Wolf Parade
Fancy Claps – Wolf Parade
We Built Another World – Wolf Parade
Start to Move – Wire
Grounds for Divorce – Wolf Parade
(Ja, ich hatte eine exzessive Wolf Parade-Phase)
Die Top 10 Bands und Künstler:
Ob das Internet noch einmal so gut wird, wie in den Jahren nach 2004? Ich würde mich sehr darüber freuen. Jetzt klicke ich hingegen auf Delete User Account flowbackwards.
I am Damo Suzuki (1950-2024)
via kopfzeiler.org
Beak >> ist erstens die Band, die irgendwas mit Portishead zu tun hat, ich vergesse aber immer, was das war, und zweitens eine Band, die ich während einer Autofahrt im Radio entdeckte und das, Autofahren und Radiohören sind zwei mittlerweile vollkommen abwegige Umstände. Drittens sind Beak >> die einzige Krautrockband, die ich neben Can dulde.
Yatton ist sehr gut:
Ebenso diese Performance:
Von Gewalt ist bekanntlich alles gut. Gewalt funktioniert. Es funktioniert: