Kategorie: Allgemein

  • Das Netz verändert die Gesellschaft nicht (bis es das doch tut)

    Während aller Orten (und zwar gefühlt so oft, dass ich zu faul bin, eine Quelle zu finden und zu verlinken) behauptet wird, dass und wie sehr das Netz die Gesellschaft verändere, komme ich nicht umhin zu finden, dass davon überhaupt nichts bis bestenfalls sehr wenig zu spüren ist.

    Politik funktioniert nach wie vor, wie sie bisher funktioniert, Wirtschaft funktioniert nach wie vor, wie sie bisher funktioniert, die Medien funktionieren nach wie vor so, wie sie bisher funktionieren und das ließe sich sicher so fortsetzen.

    Aber was ist mit den Piraten? Sicher, die sind die erste Partei, die sich komplett um ’neue Medien‘ herum organisiert hat, die Netztechnologie komplett inkorporiert hat und sie mit spielender Leichtigkeit benutzt. Das ist ein eklatanter Vorteil, den andere Parteien nicht werden kopieren können (der Versuch muss scheitern). Sie sind aber vor allem eine Partei, nehmen als solche am politischen Regelsystem teil und stabilisieren und vitalisieren dieses sogar in gewisser Weile, etwa, wenn sie Nichtwähler in großer Zahl an es heranführen. Von einer neuen Form des Treffens kollektiv verbindlicher Entscheidungen ist wenig zu spüren – zumal von einer, die Chancen hat, sich zu legitimieren, also von Dauer zu sein.

    Aber was ist mit… Kickstarter/Flattr/Groupon/Amazon etc.? Allesamt Teilnehmer der Marktwirtschaft, mithin des Kapitalismus. Das ist tatsächlich, was das Netz meines Erachtens mehr als alles andere in seiner gegenwärtigen Phase tut. Märkte verdichten und zugleich ausdifferenzieren, erschließen und aufgeben, beschleunigen und dynamisieren. Aber eben stets: Märkte. Von einer neuen Form der Verteilung knapper Güter ist wenig zu spüren – zumal von einer, die vielleicht besser als bisher Anforderungen von z.b. Gerechtigkeit genügt.

    Aber was ist mit… Spiegel Online/Carta/HuffPost etc.? Nicht gerade viel. Sie orientieren sich an Aufmerksamkeit, finanzieren sich – wenn überhaupt – mit Werbung und halten an der guten alten Form des newsbites (Artikel, Bildchen, Filmchen) fest, das, wenn überholt, durch ein neues newsbite ersetzt wird. Übrigens gilt das meistenteils auch für Twitter. Von einer neuen Form, der Gesellschaft einen Kenntnisstand von sich selbst zu verschaffen ist wenig zu spüren – zumal von einer, die sehr viele verschiedene Aufmerksamkeiten bedienen kann.

    Das heißt nicht, dass es so bleiben muss. Es heißt aber auch nicht, dass sich die Gesellschaft überhaupt in ihren Grundstrukturen verändern muss (wird sie sowieso, aber das hat womöglich erschreckend wenig mit dem Netz, sondern mit deren Stabilität zu tun). Es heißt vor allem nicht, dass morgen nicht endlich die App erscheinen kann, die ein handfestes Real-World-Problem auf so elegante Art löst, dass wir uns alle an den Kopf fassen. Zeit wärs.

  • Wider die Ängstlichkeit

    Wenn man innerparteiliche Wahlen so organisiert, als wäre es ein Fiasko, wenn mehrere Kandidatinnen und Kandidaten anträten, dabei die Kandidatur mutmaßlich von einer vorab zu sichernden Mehrheit abhängig macht und dabei wiederum die vollständige Abwesenheit von politischen Inhalten jedweder Art in Kauf nimmt, muss man sich nicht wundern, wenn die Medien bereits von einer Krise sprechen.

    Seit ich in dieser Partei, der SPD, bin, kenne ich sie nur mit dieser verdrucksten Ängstlichkeit. Demokratische Prozesse sind naturgemäß offen. Das ist ihr Sinn. Diese Offenheit gilt es (nicht nur bei uns!) um jeden Preis einzuhegen. Der Sieger muss feststehen (die Siegerin ggf. auch). Risikofreiheit als höchstes Prinzip. Mit der Folge, dass Wahlauseinandersetzungen, die ausnahmsweise von diesem Dogma abweichen, nahezu zwangsläufig ins persönliche abdriften. Und dass Wahlen ohne Gegenkandidaten (wie unlängst mir gegenüber geschehen) als „friedliche Lösung“ bezeichnet werden.

    Natürlich kenne ich die Dynamiken, die innerhalb von Parteien und Großorganisationen allgemein dazu führen, dass die Dinge laufen, wie sie laufen. Und ich weiß, dass es immer irgendwelche Rahmenbedingungen gibt, auf die man verweisen kann, um das zu rechtfertigen. Ich selbst wurde vor einigen Wochen zum Vorsitzenden einer Abteilung (Berlinerisch für Ortsverein) gewählt. Ohne GegenkandidatIn, dafür aber mit umfangreichen Vorgesprächen. Auch wir hatten „Rahmenbedingungen“.

    Das alles steht einer Partei aber nicht gut zu Gesicht – zumal, wenn sie sich „lebendige Demokratie“ auf die Fahnen schreibt, aber bestenfalls leblose Demokratie praktiziert. Vor allem: hat es uns genützt? Weder Mitgliederentwicklung noch Wahlergebnisse lassen hier ein anderes als ernüchterndes Urteil zu. Noch wichtiger aber: haben wir es in jüngerer Vergangenheit überhaupt anders versucht? Der eingeschlagene Weg der Ängstlichkeit hat sich nicht nur nicht bewährt, der andere Weg ist zudem kaum erprobt (Ausnahmen scheinen ihn aber zu bestätigen).

    Um das zu ändern, brauchen wir keine weitere Parteireform (und schon gar kein „Reförmchen“), sondern das Gegenteil von Ängstlichkeit: Mut.

  • „Der Oheim, welcher neben mir saß“

    „mürrisch und malkontent wie er war, hatte er als Major seinen Abschied genommen, und nun machte er in einem mir unbekannten Raum des Schlosses alchymistische Versuche, war auch, wie ich die Diener sagen hörte, mit einem Stockhause in Verbindung, von wo man ihm ein- oder zweimal jährlich Leichen zusandte, mit denen er sich Tage und Nächte einschloß und die er zerschnitt und auf eine geheimnisvolle Art zubereitete, so daß sie der Verwesung widerstanden.“

    Aus Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge

  • Video: Earth | Time Lapse View from Space, Fly Over | NASA, ISS

    HD, refurbished, smoothed, retimed, denoised, deflickered, cut, etc.
    All in all I tried to keep the looks of the material as original as possible,
    avoided adjusting the colors and the like, since in my opinion the original
    footage itself already has an almost surreal and aestethical visual nature.

    Music: Jan Jelinek | Do Dekor, faitiche back2001
    w+p by Jan Jelinek, published by scape Publishing / Universal
    http://www.janjelinek.com | http://www.faitiche.de

    Image Courtesy of the Image Science & Analysis Laboratory,
    NASA Johnson Space Center, The Gateway to Astronaut Photography of Earth
    http://eol.jsc.nasa.gov

    Editing: Michael König | http://www.koenigm.com

    Shooting locations in order of appearance:

    1. Aurora Borealis Pass over the United States at Night
    2. Aurora Borealis and eastern United States at Night
    3. Aurora Australis from Madagascar to southwest of Australia
    4. Aurora Australis south of Australia
    5. Northwest coast of United States to Central South America at Night
    6. Aurora Australis from the Southern to the Northern Pacific Ocean
    7. Halfway around the World
    8. Night Pass over Central Africa and the Middle East
    9. Evening Pass over the Sahara Desert and the Middle East
    10. Pass over Canada and Central United States at Night
    11. Pass over Southern California to Hudson Bay
    12. Islands in the Philippine Sea at Night
    13. Pass over Eastern Asia to Philippine Sea and Guam
    14. Views of the Mideast at Night
    15. Night Pass over Mediterranean Sea
    16. Aurora Borealis and the United States at Night
    17. Aurora Australis over Indian Ocean
    18. Eastern Europe to Southeastern Asia at Night
    on Vimeo: http://vimeo.com/32001208